Jena . In einer Vollmondnacht kommt mancher nur schwer in die Schlaf. Vielfach haben Menschen aber auch unabhängig von Mondphasen und Lichteinfluss Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Doch wenn das Gehirn in der Nacht nicht zur Ruhe kommt, ist der nächste Tag nur schwer durchzustehen. Wir baten deshalb Sven Rupprecht , den Leiter der Schlafambulanz am Universitätsklinikum Jena um Aufklärung um Tipps für die Geplagten.
Was ist die häufigste Schlafstörung in Deutschland und wie entsteht sie?
Am häufigsten sind Durchschlafstörungen. Etwa 10 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung leiden darunter. Dabei handelt es sich um ein psychisch-physiologisches Fehlverhalten: Viele Menschen schlafen durch Stress schlechter und beginnen dann über das Schlafen nachzudenken. So kann eine akute Durchschlafstörung schnell zu einer chronischen werden.
Kann vielleicht das alte Hausmittel, der alkoholischer "Schlummertrunk", den Schlaf begünstigen?
Das ist dosisabhängig. Alkohol wirkt in geringen Mengen schlaffördernd, gegen ein Glas Bier oder ein Glas Wein am Abend ist also aus schlafmedizinischer Sicht nichts einzuwenden. Trinkt man allerdings zu viel, hat das Gehirn in der zweiten Nachthälfte mit "Entzugserscheinungen" zu kämpfen. Der Alkoholgehalt des Blutes sinkt und die Tiefschlafphase verkürzt sich. So wird das Schlafprofil gestört.
Wie steht es um andere Genussmittel?
Auch Rauchen sollte man am Abend vermeiden. Die letzte Zigarette sollte spätestens gegen 18 Uhr angesteckt werden, da Nikotin auf das Gehirn stimulierend wirkt. Menschen, die zu Schlafstörungen neigen, sollten zudem abends keinen Kaffee mehr trinken. Nur bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz kann Kaffee am Abend durch eine Aktivierung des Gehirns förderlich sein für das Einschlafen.
Wie kann man zu Hause dafür sorgen, dass man gut schläft?
Man sollte für ein schlaffreundliches Umfeld sorgen. Ideal ist eine Raumtemperatur von 18 bis 21 Grad Celsius, die Fenster sollten im Sommer verdunkelt werden und das Schlafzimmer sollte von anderen Alltagsaktivitäten abgekoppelt werden, damit sich das Gehirn auf den Schlaf einstellen kann. Auch ein Fernseher im Schlafzimmer ist eigentlich tabu.
Welche Folgen haben chronische Schlafstörungen auf die Gesundheit?
Mit chronischem Schlafmangel treten häufig psychische Erkrankungen auf. Die Schlafdauer hat sich in den letzten Jahrzehnten auch durch längere Arbeitszeiten verkürzt. Zudem gibt es in der Forschung eine Assoziation von zu wenig Schlaf und zunehmendem Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Welche weiteren Schlafkrankheiten sind in Deutschland weit verbreitet?
Die Schlafapnoe, also Atemaussetzer im Schlaf sind ziemlich häufig. Etwa 30 Prozent aller Männer zwischen 40 und 60 Jahren leiden daran. Hierfür besteht ein erhöhtes Risiko bei Bluthochdruck und Diabetes. Bei einer Schlafapnoe steigt zudem das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Im Schlafzentrum behandeln wir diese Erkrankung mit einer Überdruck-Beatmung mittels einer Maske, die der Patient im Schlaf tragen muss.
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