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Ex-Bodybuilder Gerald Haiderer: Die Kraft, nicht perfekt zu sein

Im Zenit der Karriere: 2017 wog Gerald Haiderer mehr als 100 Kilo und gewann die Staatsmeisterschaft im Bodybuilding.

Gerald Haiderer war in seiner Klasse der beste Bodybuilder Österreichs. Warum ihn das Schuften für einen makellosen Körper nicht glücklich machte.

(erschienen am 1.2.2021)

Gerald Haiderer öffnet die Tür zu seinem Büro, dort stehen ein Schreibtisch und ein Computer, von der Decke baumeln zwei Turnringe. "Ich führe jetzt ein normales Leben und bin glücklich", sagt der 27-Jährige. Da schwingt schon mit, dass in seinem Alltag früher nicht alles normal lief.

Im Jahr 2017 war Haiderer in der beliebten Kategorie "Men’s Physique" Österreichs stärkster Bodybuilder. Die Ringe in Haiderers Büro zeigen, dass er immer noch gerne Sport macht. Aber eben nicht mehr so bedingungslos wie bis 2017. Damals stemmte er an sechs von sieben Tagen pro Woche Gewichte und schaufelte sich täglich eineinhalb Kilo Hühnerfleisch mit Reis hinein. "Der Körper wehrt sich gegen die Muskeln", erinnert sich Haiderer, "also zwingt man den Körper dazu, sie zu behalten, man isst extrem viel." Auch nach seinem Karriereende hat er noch eine schmale Taille, starke Arme, breite Schultern.

Ein guter Bodybuilder sei wie ein Bildhauer, sagte einst Arnold Schwarzenegger, der Übervater der Sportart, im Dokumentarfilm Pumping Iron. "So wie ein Künstler an seiner Skulptur da und dort etwas Ton draufklatscht, macht der Bodybuilder dies mit seinem Training", erklärte der junge Arnie in dem Film von 1977.

Auch bei Gerald Haiderer fällt eine technische, fast kalte Sprache auf, wenn er über seinen Körper redet. Über seine einstige Trainingsintensität sagt er: "Du schaust immer, dass du dich umbringst und den Muskel komplett zum Versagen bringst." Gerichte wie Schnitzel und Pommes frites, die er früher nicht anrührte, nennt er "dreckige Kalorien".

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