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Studium und Corona: Wie halten wir durch?

"Ich studiere vom Boot aus"

"Ohne Corona hätte ich wahrscheinlich nie angefangen zu studieren: Im März 2020 habe ich mein WG-Zimmer in Hamburg gekündigt und wollte mit meinem Boot Spaekke von Hamburg aus ins Mittelmeer segeln, aber dann wurden die Häfen geschlossen, und ich saß fest.

Ich war frustriert, weil ich mich nach etwas Neuem sehnte. Also schrieb ich mich für Industriedesign in Kiel ein. Auf meinem Boot leben wollte ich trotzdem, deshalb organisierte ich mir einen Liegeplatz im Hafen, für 65 Euro im Monat. Das ist günstiger als jedes WG-Zimmer.

Morgens werde ich vom Geräusch der Wellen geweckt, die gegen die Bootswand klatschen, koche mir Kaffee auf dem Ofen und mache Kraftübungen auf dem Steg. Leider ist das WLAN im Hafen nicht immer top, einmal musste ich für einen Kurs Photoshop laden, das hat fast vier Stunden gedauert. Ein andermal regnete es in die Kajüte, weil ich ein Leck im Dach hatte. Das habe ich dann zwischen zwei Online-Seminaren repariert.

Ich bin froh, dass ich ab und an in die Uni-Werkstatt kann, wo mit viel Abstand Fotografie-Workshops stattfinden. Wohin ich in den Semesterferien segle, überlege ich noch. Durch die Pandemie habe ich die Freiheit, von überall aus zu studieren."

Henri Pettersson, 23, ist gelernter Bootsbauer. Um unter Deck aufrecht zu stehen, öffnet er die Luke und streckt seinen Kopf hinaus.


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