Luisa Gruber

Freie Journalistin , Regensburg

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Artikel

Die wichtigsten Tipps zum Netzwerken während des Studiums

Vorbereitung aufs Berufsleben

Ja, Netzwerken muss sein - so gelingt es

Für gute Praktikumsplätze und später den Traumjob sollte man schon während des Studiums Kontakte knüpfen. Wie das klappt - und welche Fehler man vermeiden sollte.

WG-Partys, Prüfungen und Hausarbeiten, eine zweimonatige Südamerikareise in den Ferien - schon sind die ersten Semester verflogen. Und plötzlich fragen die Eltern beim wöchentlichen Telefonat: "Willst du nicht mal etwas Nützliches neben dem Studium machen? Ein Praktikum zum Beispiel?"

Ja, warum nicht. Aber was für ein Praktikum - und wo? Man hat vielleicht eine Vorstellung, welcher Job der richtige für einen wäre, aber kennt kaum Menschen, die von ihren Erfahrungen erzählen oder ein Praktikum vermitteln könnten.

Die Lösung: schon während des Studiums ein Netzwerk aufbauen und Leute kennenlernen. Aber wie? Und welche Stolperfallen gibt es? Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen gesammelt.

Wie lege ich los mit dem Netzwerken?

Wer schon weiß, in welche Richtung es beruflich gehen soll, hat bereits eine gute Grundlage. "Falls nicht, ist das der erste Schritt des Netzwerkens", sagt Dirk Erfurth, Leiter des Career Service der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bevor man erste Kontakte knüpft, sollte man herausfinden, was man eigentlich machen möchte. Das könne ein bestimmter Bereich sein, wie beispielsweise Unternehmensberatung - oder aber eine Tendenz, etwa "irgendwas mit Medien". Ob Design, Werbung oder Journalismus, das könne erst einmal offenbleiben, sagt Erfurth. Im nächsten Schritt könne das Kontakteknüpfen losgehen.

Welche Anlaufstellen gibt es an den Hochschulen?

Manche Universitäten haben ein Mentorenprogramm, etwa die in Frankfurt, Tübingen und Bayreuth. Solche Programme vermitteln Kontakte zu Berufstätigen, die bereit sind, ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Dort findet sich vielleicht jemand, der bereits in der Unternehmensberatung tätig ist - oder in den Medien. "Das hilft abzugleichen, ob die eigenen Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen. Und es gibt eventuell neue Impulse oder Hinweise für den weiteren Weg", sagt Erfurth vom Career Service.

Auch Professorinnen und Professoren können beim Aufbau eines Netzwerks helfen, weiß Christian Richter von Karriereservice.de. Er berät Unternehmen bei der Personalauswahl und gibt an Hochschulen Trainings zu den Themen Bewerbung und Vorstellungsgespräch. "Die Professoren sind nicht nur Experten ihres Fachgebietes, sondern waren zuvor auch selbst manchmal in der Praxis. Und sie wissen, in welche Felder andere Studierende nach dem Abschluss gegangen sind."

Viele Universitäten, etwa München, Köln oder Hamburg, bieten außerdem regelmäßige "Meet and Greets" an, im kommenden Onlinesemester auch virtuell. Sogenannte "Breakout-Rooms" bieten während dieser Onlinekonferenzen die Möglichkeit zum Netzwerken. "Und warum nicht die kleine Runde nutzen, um interessante Personen nach einem anschließenden, persönlichen Gespräch via Zoom zu fragen?", sagt Erfurth.

Zusätzlich werden an vielen Universitäten spezielle Kursprogramme organisiert, die beim Netzwerken helfen können, zum Beispiel in München. Diese würden von Dozierenden aus der Praxis geleitet und seien meist für alle Fachrichtungen geöffnet, erklärt Erfurth. So könne man beispielsweise auch als Kulturwissenschaftsstudentin einen Kurs für Steuerrecht bei einer Dozentin einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft belegen - falls man sich beruflich für diesen Bereich interessiere. Durch diese Angebote seien schon viele Kontakte geknüpft und Praktika vergeben worden, sagt Erfurth.

Auch Klassiker wie Karrieremessen seien nach wie vor gute Orte zum Netzwerken, empfiehlt Erfurth. Unis wie die in Frankfurt, Heidelberg oder Mannheim bieten mehrmals im Jahr solche Messen an, die Uni Bonn in diesem Jahr auch digital.

Wer genügend Kulis auf Karrieremessen gesammelt hat, für den könnten "Business Case Events" eine Option sein. Dort arbeiten die Studierenden einen Tag lang mit Vertreterinnen und Vertretern eines Unternehmens zusammen und bearbeiten konkrete Fragen, Probleme oder Aufgabenstellungen, denen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch im richtigen Berufsalltag stellen müssen. "So lernen die Studierenden die Arbeitsweise der Unternehmen aus nächster Nähe kennen", sagt Erfurth. Aus einer solchen Veranstaltung entstünden auch häufig Praktika oder Werkstudentenjobs. Angeboten werden solche Events zum Beispiel an den Unis in Frankfurt und Dresden.

Wie kann ich mich auf ein "Meet and Greet" oder eine Karrieremesse vorbereiten?

Egal ob virtuell oder im echten Leben: "Gut vorbereitet ist die Chance, nachhaltig zu netzwerken, deutlich höher", sagt Erfurth. Also?

Tipp 1:  Vor der Veranstaltung sollte man herausfinden, welche Firmen vertreten sind. Bei Terminen, die etwa von den Karriereplattformen LinkedIn oder Xing organisiert werden, lässt sich meist schon online einsehen, welche Unternehmen teilnehmen. Experte Erfurth rät, vor der Veranstaltung zu überlegen, welche drei bis vier Firmen interessant sein könnten - und sich auf sie entsprechend vorzubereiten.  

Tipp 2: Bei virtuellen "Meet and Greets" gilt außerdem: einen persönlichen Bezug herstellen. Bei 30 Gesichtern auf dem Bildschirm fielen einige zwischenmenschliche Komponenten weg, etwa das Auftreten oder ein fester Händedruck, sagt Erfurth. Genau das also, worauf viele Personalchefs achten würden. "Deswegen ist es jetzt noch wichtiger, sich nach virtuellen Veranstaltungen mit einer persönlichen Mail ins Gedächtnis zu rufen", sagt Erfurth. Beispielsweise indem man Arbeitsproben mitschicke oder ein spezielles Interesse an einem vorher angesprochenen Themenkomplex äußere.

Muss ich bei Xing oder LinkedIn sein?

Um es kurz zu machen: Ja. Denn Xing und LinkedIn seien immer noch die größten Karriereplattformen, so Richter von Karriereservice.de. Und dort würden sich eben alle wichtigen Vertreter aus der Unternehmenswelt präsentieren. "Xing hat seinen Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum, während LinkedIn weltweit führend ist", erklärt er weiter. Wer noch kein eigenes Profil hat, sollte sich das also fürs Netzwerken so schnell wie möglich anlegen. Virtuelle Kontakte zu knüpfen bedeutet allerdings nicht, auf gut Glück irgendwelchen CEOs Anfragen zu senden, in der Hoffnung, so an ein Praktikum oder Traineeship zu gelangen. Aber warum sich nicht mit der Personalchefin des Nahrungsmittelherstellers verknüpfen, bei der man ein Seminar an der Uni belegt hat? So festige und vergrößere sich das Netzwerk, bestätigt auch Erfurth vom Career Service.

Was kann ich beim Netzwerken falsch machen?  

Fehler 1:  "Netzwerken ist ein beidseitiges Geben und Nehmen, und im Zweifel gibt man selbst als Erstes", sagt Erfurth. Die Person also nur über das Unternehmen auszufragen, komme nicht gut an. Also: Was kann ich selbst zurückgeben? Über Ergebnisse der Forschungswerkstatt oder die Hausarbeit berichten? "Meistens sind die Gesprächspartner aus dem eigenen Fachgebiet und interessieren sich deswegen sehr dafür, was die Generationen nach ihnen im Studium so lernen", sagt der Experte. 

Fehler 2:  Den Gesprächspartner nicht mehr hergeben. Während Corona fallen zwar einige Karrieremessen aus, aber grundsätzlich gilt sowohl für virtuelle Gespräche als auch das kurze Treffen auf dem Flur oder nach dem Seminar: Firmenvertreterinnen und -vertreter sind häufig sehr gefragt und haben nicht unbegrenzt Zeit. Also sei es sinnvoll, auf nonverbale Signale zu achten und im Zweifelsfall nachzufragen, ob das Gegenüber Zeitdruck habe, statt immer wieder neue Themen anzusprechen, rät Erfurth.

Woher weiß ich, mit welchen Unternehmen ich netzwerken sollte?  

Auf der Bewertungsplattform  Companize  werden Arbeitgeber anonym eingeschätzt.

Die Bewertung von Arbeitgebern bei meinchef.de ist in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, unter anderem Work-Life-Balance, Chancengleichheit und Unternehmenskultur. 

Bei glassdoor.de finden sich Unternehmensbewertungen aus Sicht der Mitarbeitenden, außerdem gibt es eine Option zum Gehaltsvergleich. 

Die Plattform  Jobvoting besteht bereits seit 2006. Sie verzeichnet momentan mehr als 100.000 Unternehmen in ihrer Datenbank. 

Bei meinpraktikum.de werden persönliche Erfahrungen ehemaliger Praktikantinnen, Einblicke in Unternehmen sowie Praktika- und Werkstudentenstellen ausgetauscht. 

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