Filmemacher Dani Levy erzählt im ZDFheute-Interview, wie er als Jude den wachsenden Antisemitismus in Deutschland sieht. Und wie gerade jüdischer Humor durch schwere Zeiten hilft.
Das Interview führte Lucia Weiß.
ZDFheute: Vor einem Jahr hat ein Attentäter die Synagoge in Halle angegriffen und mehrere Menschen erschossen. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Dani Levy: Wir waren an der Ostsee, und ich habe davon auf dem Handy gelesen. Das Ausmaß des Anschlags fand ich sehr heftig. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Attentäter in die Synagoge reingekommen wäre.
Als ich jung war, kann ich mich erinnern, dass die Synagogen während des Gottesdienstes, auch grade an Jom Kippur, immer offen waren, damit man rein und rausgehen, und draußen reden konnte. Deswegen war ich sehr erstaunt, dass das Tor in Halle verschlossen war.
Dani Levy...
...ist Schauspieler und Regisseur. Er wurde 1957 in Basel geboren und wuchs in einer emigrierten deutsch-jüdischen Familie auf. Bekannt wurde Levy mit Filmen wie "Alles auf Zucker" (2004) und "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" (2007).
Bildquelle: dpa/Alexander Heinl
Die übrigens von einem nicht zu kleinen Teil der Bevölkerung stillschweigend gutgeheißen werden. Antisemitismus und Fremdenhass waren ja immer Teil der Gesellschaft, aber sie können sich in letzter Zeit ungehemmter ausdrücken.
Aber es ist schon erschreckend, dass jetzt durch Corona so abstruse Ideen, wie die jüdische Weltverschwörung, die das Virus in die Welt gesetzt hat, wieder zutage treten. Corona ist doch eigentlich ein verhältnismäßig kleiner Stresstest für unsere Gesellschaft, wenn man es etwa mit Krieg vergleicht. Trotzdem sieht man, wie schwer wir uns tun, als Gemeinschaft an einem Strang zu ziehen.
Zum Beispiel über die Herrschenden oder über die Autorität der Religion. Es gibt im Judentum so viele strenge Regeln zu beachten, da waren Witze ein wichtiges Überlebensprinzip.
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