Lissy Kaufmann

Reporterin, Tel Aviv/ Stuttgart/ Berlin

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Wie Israel auf die US-Wahl blickt

In Israel sind rund 200.000 Menschen wahlberechtigt. Viele wollen ihre Stimme heuer gar nicht abgeben.


Dem US-Wahlkampf kann man sich in Israel nur schlecht entziehen: „Egal, ob man im Auto das Radio andreht oder zu Hause den Fernseher. Ständig ist davon die Rede", sagt die 30-jährige Maya Hed. Das Interesse ist groß. Das liegt nicht nur daran, dass die USA ein wichtiger Verbündeter sind und die Wahl auch für die Politik in Israel und im Nahen Osten entscheidend ist Es sind hier im Land auch rund 200.000 Menschen wahlberechtigt. In Israel kümmert sich die Organisation iVote um die Wahlberechtigten. Diese können in elf israelischen Städten ihre Stimmzettel abgeben. „Vor vier Jahren haben 80.000 Menschen gewählt, das war damals die höchste Zahl von Wählern im Ausland, mehr als in Kanada oder Mexiko. Und dort leben mehr Wahlberechtigte als hier", sagt Eitan Charnoff, Direktor von iVote. Seine Erklärung: „Die Amerikaner hier haben noch immer eine sehr gute Verbindung zu den USA." 2012 hatte iVote eine Umfrage unter den Wählern in Auftrag gegeben. 85 Prozent gaben an, ihr Kreuz für den Republikaner Mitt Romney gemacht zu haben, 14 Prozent für Obama. Charnoff bezweifelt, dass in Israel heuer wieder so viele wählen. Die Leute seien zwar stärker an der Wahl interessiert als je zuvor, doch viele seien unzufrieden. „Ständig kommen Leute zu unseren Veranstaltungen, nur um uns mitzuteilen, dass sie überhaupt nicht wählen gehen wollen, weil sie von beiden Kandidaten sehr enttäuscht sind." Dennoch sind es potenziell zahlreiche Wählerstimmen aus Israel - das wissen auch die Wahlkampfteams. Beide Parteien haben Vertreter in Israel. Hunderte Trump-Unterstützer kamen diese Woche zu einer Veranstaltung in Jerusalem zusammen. Trump schickte ihnen sogar eine Videobotschaft: „Zusammen werden wir Amerika und Israel wieder sicher machen."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2016)

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