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Artikel

Die Geschichte vom Danach

Was kommt nach der Pandemie? Diesen Text möchte Lissi Pörnbacher schon seit einem halben Jahr aufschreiben. Sie liest, recherchiert, spricht mit einem Psychologen und einem Historiker. Wie sich das auf ihren Blick auf das Danach ausgewirkt hat? Ein Entstehungsprozess.

Text
Lissi Pörnbacher ist Redakteurin beim Science Notes Magazin.

Illustration
Julia Krusch ist freie Illustratorin aus Berlin.

Es gibt Dinge, bei denen man sich schon nach ihrem Ende sehnt, wenn sie gerade erst begonnen haben. Die Periode. Die Amtszeit von Donald Trump. Die Coronapandemie.

Bei den ersten beiden gibt es zumindest Anhaltspunkte, wann sie enden: nach drei, vier Tagen. Nach vier Jahren, höchstens acht. Doch was die Coronapandemie angeht, scheint sich niemand mehr eine Antwort zuzutrauen. Wir hofften auf Sommer, wir hofften auf Impfung, wir hofften darauf, dass das Virus durch eine wundersame Wendung verschwindet. Wir hofften, dass das Warten endlich endet. Und natürlich haben wir daran gedacht, was danach sein wird, was wir alles nachholen wollen, was sich ändern wird, was sich ändern muss.

Während ich das schreibe, denke ich: Eigentlich ist dieses »wir« hier falsch. »Wir« nämlich würde bedeuten, dass ich allgemeine Aussagen machen kann über die Pandemie. Doch das stimmt nicht. Jede ist anders betroffen, jeder nimmt die Situation anders wahr. Wir – das sind verschiedenste Gruppen: Coronaleugner, -skeptiker, -ängstliche, diejenigen, die sich an die Regeln halten und diejenigen, die sie ausreizen, es gibt Gewinner und Verlierer, Abgehängte und Vergessene.
Und vermutlich sitze ich deswegen schon so lange vor diesen Seiten. Nur mühsam füllen sie sich mit schwarzen Calibri-Buchstaben, die oft schneller wieder verschwinden, als sie getippt wurden. Der Versuch, zu beschreiben, wie das Leben nach der Pandemie sein könnte, schüchtert mich ein.

Ich könnte es mir doch einfach machen, mir Nerven und Energie sparen und die beschriebenen Seiten sorgfältig auf meinem Desktop verstauben lassen. Natürlich habe ich darüber nachgedacht und denke noch immer darüber nach. Doch es gibt einen Grund, der mich zweifeln lässt, ob das richtig wäre: Zwar ist das Vertrauen in die Medien im Jahr 2020 gestiegen, doch es gibt Menschen, die immer noch laut »Lügenpresse« rufen oder wütend in die Tasten tippen. Deswegen will ich ihnen zeigen, wie ich arbeite. Und wie mich meine Recherchen oft zu einer ganz anderen Geschichte bringen als zu derjenigen, die ich mir vorgestellt hatte...


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