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Szenario 2030: Wie wir Nord- und Ostsee schützen können

Überfischung, Lärm, Mikroplastik: Vieles bedroht die Tierwelt der Nord- und Ostsee. Doch wie kann eine Wende bis 2030 gelingen? Wir begleiten Menschen, die sich für den Schutz der Meere einsetzen.


Nehmen wir an, es träte ein überraschender Fall ein: Die deutsche Politik setzt ihre Versprechen aus den UN-Gipfeln zu Klima- und Naturschutz bis zum Jahr 2030 auch wirklich konsequent um. Wie würde Deutschland dann aussehen, was wäre anders, wie würde sich unser neuer Alltag gestalten? In der Reihe „Szenario 2030" beschreiben wir, was eine ökologische Zukunft konkret bedeuten kann - auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. ...

Wo sich vor acht Jahren vor allem Algen und Quallen verbreiteten, blüht heute ein kleines Paradies: Seesterne krabbeln am Gestein entlang, Dorsche verstecken sich zwischen Rotalgen und ein kleines Seepferdchen schwimmt seinem Elterntier hinterher. Aus toten Zonen sind bunte Habitate geworden und auf sandigen Böden künstliche Riffe entstanden. Dorsch, Hering und Seelachs füllen wieder die Netze der Fischerinnen und Fischer.

Wie kam es zu solch einem Umschwung in Nord- und Ostsee?

Eine Tauchexkursion in die Ostsee, im Juli 2030. Thomas Moor ist einer, der weiß, wie man die Meere schützt. Als Mitarbeiter der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern hat er auf eine Methode gesetzt, die früher vielen noch als gewagtes Experiment mit zweifelhaftem Nutzen galt. Während Touristen in einer verglasten Gondel auf die Meereswelt blicken, taucht Mohr hinab zu seinem Lebenswerk: dem Riff Nienhagen, acht Kilometer westlich von Warnemünde in zwölf Meter Tiefe gelegen. 2003 zunächst von dem Projektleiter als reine Forschungsplattform errichtet, hat es sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einer Touristenattraktion entwickelt.

Ein kurzer Atemzug durch das Luftventil, ein kräftiger Flossenschlag - und weiter schwimmt der 73-Jährige in die Tiefe. Das grünliche Wasser wirbelt auf. Meerforellen, Sandaale und Dorsche suchen zwischen pyramidenförmigen Betonklötzen und aufgeschütteten Steinen nach Schutz. Der Dorsch galt 2022 noch als so überfischt, dass es verboten war ihn in der westlichen Ostsee zu fangen. Mittlerweile hat sich die Population erholt.

Plötzlich nimmt die Strömung zu. ...


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