Lisa Oder

Freelance Journalist, Mainz

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Bierbranche: Brauereien leiden unter heißem Sommer - Preise für Braugerste und Hopfen deutlich gestiegen

Teilweise kam es bei den Brauereien sogar zu Leergut-Engpässen und die Flaschen in der Abfüllung wurden knapp. So rief die Bochumer Brauerei „Moritz Fiege" Kunden noch im Juli dazu auf, Leergut so schnell wie möglich zurückzugeben.

Viele Bauern klagen über eine schlechte Ernte - gerade bei Getreide. Nach Erhebungen der Landesverbände des Deutschen Bauernverbands fällt die diesjährige Getreideernte mit 35,6 Millionen Tonnen um etwa 26 Prozent niedriger aus als die durchschnittliche Menge der Jahre 2013 bis 2017.

Das trifft die Braugerste, die wesentlich häufiger zu Malz verarbeitet wird als andere Getreidesorten wie Weizen oder Roggen. Grund dafür sind auch regionale Unterschiede. „Etwa ein Drittel der Braugerste kommt aus dem Norden und Osten der Bundesrepublik, der von deutlichen Ausfällen in diesem Jahr betroffen ist", sagt Walter König Geschäftsführer der Braugersten-Erzeugergemeinschaft. Der Rest komme aus dem Süden und dem Südwesten. Dort sei die Ernte zwar leicht unterdurchschnittlich gewesen. Aber die Betriebe im Norden und Osten habe es wesentlich härter getroffen.

Normalerweise werden zwischen 1,2 Millionen und 1,3 Millionen Tonnen geerntet. In diesem Jahr geht der Verein von einer Million Tonnen Braugerste aus, obwohl die Anbaufläche in Deutschland größer geworden ist.

Der Preis des Standardmalzes sei König zufolge in diesem Jahr stark gestiegen. Eine Tonne habe im Frühjahr noch zwischen 370 und 380 Euro gekostet, inzwischen sei sie etwa 100 Euro teurer geworden. Das Nischenprodukt ist an den Weltgetreidemarkt gekoppelt. Steigen die Getreidepreise weltweit, werden auch die Braugerste und das Malz teurer.

„Deutschland ist sowieso schon ein Importland für Braugerste, jetzt muss noch mehr importiert werden", sagt König. Bei einigen Nachbarländern, aus denen die deutschen Brauereien und Mälzereien importieren lassen, sehe es aber ebenfalls nicht gut aus. Ein Beispiel sei Dänemark. „Da gab es die gleiche Trockenheit wie in Norddeutschland. Wenn es dort überhaupt einen Überschuss geben wird, wird der sehr klein ausfallen", prognostiziert König. In Osteuropa stehe bereits fest, dass es keinen Überschuss gibt.

Steigen die Bierpreise?

Auch die Hopfenernte bereitet den Brauern in diesem Jahr Sorgen. „Es gibt Standorte, da sieht es teilweise sehr schlecht aus, da die Niederschläge sehr unterschiedlich verteilt waren", sagt der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer Otmar Weingarten.

Eine erste Ernteschätzung veröffentlichte der Verband am vergangenen Donnerstag. Im Anbaugebiet Hallertau rechne man mit etwa 34.500 Tonnen Hopfen, das sind etwa 1000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Deutschland gehört zu den wichtigsten Hopfenproduzenten der Welt, etwa 80 Prozent werden exportiert.

Für den Geschäftsführer ist es eines der extremsten Jahre, die er je erlebt hat. „Langfristig machen wir uns Sorgen. Die Temperaturen gehen bergauf, der Niederschlag bergab", sagt Weingarten. Aktuell dürften die Landwirte in der Hallertau nur etwa 20 Prozent der Anbaufläche bewässern. Das mache es nicht leicht, der Dürre entgegen zu wirken. Zudem führe diese zu weiteren Problemen wie einem häufigeren Befall von Krankheiten und Schädlingen.

Kurzfristig haben die unterdurchschnittlichen Ernten keine Konsequenzen für die Brauereien, da sie meist lange im Voraus Verträge über die Rohstoffe abschließen. „Der Effekt der Preissteigerung der Braugerste wird sich langfristig bei den Brauereien zeigen", sagt König, der gleichzeitig auch der Pressesprecher des bayerischen Brauerbunds ist.

Allein in Bayern gibt es mehr als 600 Brauereien. Die Brauer in seinem Verband würden die Ernten bereits beobachten. Allerdings würden die Rohstoffkosten nur einen geringen Anteil des letztlichen Bierpreises ausmachen. Deshalb sei es unsicher, ob die Brauereien die Bierpreise erhöhen werden. „Das entscheidet jede Brauerei dann für sich", sagt König.

Die Bitburger-Braugruppe sei kurzfristig nicht von den Preisschwankungen betroffen, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Zusätzlich zu den höheren Preisen für Getreidearten steigen auch die Kosten für Treibstoffe und Logistik.

Die Radeberger Gruppe sieht es als zu früh an, konkrete Auswirkungen zu benennen. Zur Brauereigruppe gehören Marken wie Jever, Radeberger und Schöfferhofer. „Klar ist: Weniger Rohstoffe bedeuten mehr Wettbewerb um die bestehenden Mengen - mit den erwartbaren Effekten", sagt eine Sprecherin der Radeberger Gruppe.

Der Geschäftsführer des Verbandes der Freien Brauer, Jürgen Keipp, spricht von einer extremen Anspannung der Hersteller. Die Preiserhöhung betreffe seiner Meinung nach alle und werde wegen der langfristigen Verträge noch bis ins Jahr 2020 Folgen haben. „In den nächsten zwei Jahren müssen die Brauereien mit deutlichen Preissteigerungen der Rohstoffe rechnen und ich denke, dass sich das auch irgendwann am Bierpreis zeigen wird", sagte er.

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