Kletteraktivistin Cécile Lecomte (rechts) bei einer Protestaktion der linken Anti- Kohle-Bewegung „Ende Gelände" 2016
Traum von der nachhaltigen Karriere oder schlicht kriminell? Manche schmeißen alles hin und kämpfen mit oft zweifelhaften Methoden für Klima, Umwelt oder soziale Ziele: Was treibt sie an?
Mobilitätswende für Alle" stand auf einem großen Banner, das die Aktivisten der Gruppe „Rollfender Widerstand" mitgebracht hatten, als sie sich vergangenen Sommer von einer Fassade am Frankfurter Westbahnhof abseilten. Die Aktion sollte auf die fehlende Barrierefreiheit des Bahnhofs aufmerksam machen - dort gibt es keine Aufzüge. Laut Hessenschau kam es zu „erheblichen Beeinträchtigungen" im Bahn-Verkehr" und die Polizei leitete „Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen unerlaubten Aufenthalts im Gleisbereich" ein. Eine der Personen, die sich abseilten, ist Cécile Lecomte. Solche Verfahren nimmt sie regelmäßig in Kauf, um auf Dinge aufmerksam zu machen, die sie als Missstände empfindet: Sie betreibt hauptamtlich Aktivismus.
Lecomte bezeichnet sich selbst als „Kletteraktivistin". Schon seit Jahrzehnten protestiert und demonstriert sie auf vielerlei Art für die Dinge, die ihr wichtig sind. Anfangs engagierte sie sich vor allem in der Anti-Atomkraftbewegung. Heute liegen die Schwerpunkte der 41-Jährigen vor allem bei Klimagerechtigkeit und Rechten von Menschen mit Behinderung. Nicht zuletzt, weil sie selbst betroffen ist: Aufgrund von rheumatoider Arthritis entzünden sich ihre Gelenke und seit 2018 sitzt Lecomte im Rollstuhl. Früher war sie Sportkletterin, das wollte sie nicht aufgeben. „Klettern und Abseilen kann man auch im Rollstuhl", sagt sie - und so seilte sie sich eben auch im Rollstuhl von der Fassade in Frankfurt ab. Trotz der spektakulären Aktion sei das öffentliche Echo gering gewesen. Besonders überrascht hat das Lecomte nicht: „Für Behindertengerechtigkeit ist es immer schwierig eine Öffentlichkeit zu finden."