Lisa Breit

Redakteurin bei "Der Standard", Wien

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Artikel

Dank der Crowd nach Oxford

Eastop nennt sich selbst eine "Hula-Hoop-Tänzerin und Wissenschafterin".

Emily-Rose Eastop sammelte online Spenden für ihren Master


Oxford - Sie ist Pionierin und vielleicht sogar Trendsetterin: In ihrem Video Get 'er to Oxford, bittet Emily-Rose Eastop im Juni auf einer Fundraising-Website um finanzielle Unterstützung für ein Masterstudium. Mit Erfolg: Fremde, Collegefreunde, Professoren und Studierende spendeten für die junge Frau. Nach zwei Monaten hat sie 34.000 Euro zusammen, mit denen sie vier Semester kognitive und evolutionäre Anthropologie in Oxford studieren kann.

Crowdfunding sei ihre "letzte Option" gewesen, um sich das teure Masterprogramm leisten zu können, sagt Eastop über das Projekt. Um den großzügigen Spendern etwas zurückzugeben, will sie ihre Ideen und Forschungsergebnisse auf einem Blog veröffentlichen.

1988 in London geboren, wollte Eastop schon als Kind diejenige sein, "die das letzte, fehlende Puzzleteil findet". Sie besucht die Leytonstone Comprehensive School, es folgt ein Bachelorstudium an der University of Oxford. Für ihre Abschlussarbeit über menschlichen Inzest wird Eastop mit dem "dissertation prize" belohnt. Doch das Studium an der Eliteuni stürzt Eastop in Schulden: Sie muss 20.000 Pfund Kredit aufnehmen. Nach ihrem Abschluss schreibt sie rund 200 Jobbewerbungen und erhält nur Absagen. Sie wohnt weiterhin bei ihrer Mutter, ihre einzige Einkommensquelle: ein Job als Biologie-Tutorin.

Beim Tanzen dem Gehirn entfliehen


Wissenschaft beschreibt Eastop als ihren "Trost". Und weil sie "traurig" sei, dass so viele Menschen nicht wüssten, wie die Welt tatsächlich funktioniert, hat sie auf Facebook "I fucking hate pseudoscience" lanciert. Die Seite, die derzeit rund 95.400 Personen gefällt, ist ein klares Bekenntnis gegen "belief-formation", Information, die auf Annahmen basiert und die den Menschen, nach Meinung der Studentin, "intellektuell schaden". Eastops For-schungsinteresse gilt dem Menschen: der Entwicklung des Gehirns, der Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes.

Nur beim Tanzen, "einer meiner größten Leidenschaften", kann Eastop loslassen, ihrem eigenen Gehirn entfliehen, das sie manchmal wie ein "Minenfeld" empfindet. Aus Elementen des Hoop- und Streetdance hat sie ihren eigenen Stil kreiert, den "Swirlesque". Damit ging sie bereits bei zwei Festivals in England auf die Bühne. "Ich bin eine Exhibitionistin, ich mag es, mich zur Schau zu stellen", sagt die junge Frau über sich. Auf Soundcloud kann man die 26-Jährige singen hören: "Pennies from heaven", ein Lied über Unsicherheit und Mut, dynamisch begleitet von einem Klavierspieler. Auch über die Musik kommt Eastop mit Menschen in Berührung.

Dem Master will die 26-Jährige übrigens einen PhD anhängen. Ihre Traumuni: die Indiana University in den USA - mit 14.080 Euro Studiengebühren pro Semester. (Lisa Breit, DER STANDARD, 2.10.2014)

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