Lisa Böttinger

Journalistin, Redakteurin, Bloggerin, Freiburg/Prag

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Artikel

Babys aus der Retorte: Vom adoptierten Embryo zum ewigen Leben

Im Kurzfilm „Kleine Annabelle" von Olaf Saumer bestellt sich ein Paar ein Kind bei einer Firma, die mit menschlichen Eigenschaften handelt - und dabei auch über Leichen geht. Der Film basiert zwar auf einer rein fiktiven Geschichte. Doch mit der Frage, wie wir leben, lieben und sterben wollen, beschäftigen sich viele Angebote der Medizin, Technik und Genforschung - und sie sind ganz real.

Sperminatoren: Kinder zeugen nach dem eigenen Tod

Diane Blood wurde 1998 von ihrem toten Mann schwanger.

1998 brachte erstmals eine Witwe das Kind ihres seit drei Jahren verstorbenen Ehemannes zur Welt: Das Sperma war dem Amerikaner wenige Stunden nach seinem Tod entnommen und eingefroren worden. Als „Sperminatoren" bezeichnen Mediziner die Spender, die erst nach ihrem Tod Vater werden. So ließ eine 22-jährige Amerikanerin 2014 das Sperma ihres tödlich verunglückten Verlobten entnehmen - wann sie die Mutter seines Kindes werden will, weiß sie noch nicht. Die Möglichkeit, den gemeinsamen Kinderwunsch auf diese Weise zu verwirklichen, gebe ihr aber eine neue Perspektive: „Das bedeutet mir alles."

Embryo-Spenden: Die Adoption beginnt im Mutterleib

Heute ist es möglich Embryonen zu kaufen.

Warum ein Kind adoptieren, das schon von seiner leiblichen Mutter geboren wurde? Amerikanische Adoptionsagenturen spezialisieren sich zunehmend auf einen neuen Markt: Embryo-Adoptionen. Wollen Paare ein Kind per In-Vitro-Fertilisation, also Zeugung im Reagenzglas bekommen, werden hierzu mehr Eizellen befruchtet, als die Mutter schließlich austragen wird. Was tun also mit den übrigen, in denen Embryonen heranwachsen? Rund 600.000 davon lagern derzeit nach Angaben eines Embryo-Adoptionszentrums allein in den USA. Als „erschwingliche Alternative" preisen Unternehmen die Embryo-Adoption - denn eine Eizelle und einen Samenspender eigener Wahl können sich meist nur gut betuchte Paare leisten.

Kryonik: Mit Stickstoff zum ewigen Leben?

Was wäre, wenn sich ein todkranker Mensch einfach so lange einfrieren lassen kann, bis ein Heilmittel für seine Krankheit gefunden wird? „Kryo-Konservierung" nennen zwei Stiftungen in den USA den Vorgang, bei dem der Körper eines Verstorbenen in flüssigem Stickstoff für die Zukunft tiefgefroren wird - um ihn pünktlich zum ersehnten medizinischen Durchbruch wieder aufzutauen. Die Annahme der Forscher: Alle Körperteile, die durch die Konservierung Schaden nehmen, könnten bis zu diesem Zeitpunkt durch gezielte Gewebezüchtung nachgebildet werden. Am sorgfältigsten behandeln sie deshalb die Gehirne ihrer „Patienten" - deren Köpfe werden deshalb separat aufbewahrt.

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