Der Theologe Martin M. Lintner will die Sexualmoral der katholischen Kirche entgiften. Nun stoppt der Vatikan die Berufung des Professors zum Chef seiner Hochschule in Brixen in Südtirol. Besuch bei einem, der um seine Kirche kämpft - und immer noch auf Papst Franziskus baut.
Als die Turmuhr zur vollen Stunde schlägt, mischt sich Grollen in ihren Klang. Ein Sommergewitter kündigt sich in Brixen, Südtirol, an. Martin M. Lintner blickt aus dem Fenster der barocken Bibliothek an der Philosophisch-Theologischen Hochschule. Vor den jahrhundertealten Büchern lässt er sich gerade noch fotografieren. Das Gespräch hier führen mag er nicht: zu verstaubt die Atmosphäre, zu sehr der Vergangenheit verpflichtet. Seine Publikationen und Lehrtätigkeit hat Lintner als Professor für Moraltheologie immer nach vorne gerichtet. Für den Vatikan etwas zu weit. Deshalb hat es jetzt geknallt - beinahe wie Blitz und Donner über Brixen.