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Linda Peikert

Journalistin, Berlin

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Kolumne

Zyklus-App wird zur Gefahr (nd-aktuell.de)

Mehre Organisation haben zu Demonstrationen gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts in den USA aufgerufen

In zar­tem Rosa mit pas­tell­far­be­nen Blüm­chen begrüßt die Zyklus-App "Flo" neue Nutzer*innen. Alter, Regel­mä­ßig­keit des Zyklus, Beschwer­den oder auch die Zufrie­den­heit mit dem eige­nen Sex­le­ben wer­den abge­fragt. Nutzer*innen tra­gen regel­mä­ßig ihre Peri­ode ein, die App spuckt dar­auf­hin aus, wann Frau* mehr oder weni­ger frucht­bar ist. Laut eige­nen Anga­ben wür­den 220 Mil­lio­nen Per­so­nen die App "Flo" nut­zen, dabei ist das bei wei­tem nicht die ein­zi­ge Zyklus-App.

Wäh­rend Peri­oden­pro­duk­te im Ich-habe-kein-Tam­pon-dabei-Not­fall heim­lich wie bei einem Dro­gen­deal unter dem Tisch in geschlos­se­ner Hand aus­ge­tauscht wer­den, scheint es salon­fä­hig zu sein, einer App den eige­nen Zyklus, Beschwer­den und das Sexu­al­le­ben offen zu legen. Doch was, wenn sich die poli­ti­sche Lage ver­schärft? Wenn Abtrei­bun­gen zur Straf­tat wer­den? Die geplan­te Ver­schär­fung des Abtrei­bungs­ge­set­zes in den USA zeigt aktu­ell, was für rea­le Gefah­ren so ein digi­ta­les Pro­to­koll des Zyklus dar­stel­len kann. Die sen­si­blen Daten der App-Nutzer*innen wur­den in der Ver­gan­gen­heit schon teil­wei­se an Groß­kon­zer­ne wie Goog­le oder Face­book ver­kauft. Wenn sich die Social-Media-Time­li­ne mit Kin­der­wa­gen und Stramp­lern füllt, ist es also höchs­te Zeit für einen Schwan­ger­schafts­test. Gru­se­lig, dass Social Media unter Umstän­den schon vor der Schwan­ge­ren von dem sich anbah­nen­den Nach­wuchs weiß. Und klar wird dadurch auch: So sen­si­bel wie die Daten sind, wird nicht unbe­dingt mit ihnen umgegangen.

Mit Blick auf die USA könn­te die Nut­zung einer Zyklus-App tat­säch­lich bedroh­lich wer­den: US-Akti­vis­tin­nen gehen davon aus, dass sich der Staat ange­sichts anti­fe­mi­nis­ti­scher Vor­ha­ben, Abtrei­bun­gen zu kri­mi­na­li­sie­ren, auch Zugang zu den Daten der Zyklus-Apps ver­schaf­fen dürf­te. Eine Kom­bi­na­ti­on der Zyklus-Daten aus den Apps, dem Stand­ort­auf­ent­halt und gege­ben­falls der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung, die eine Per­son bean­sprucht, könn­ten in Zukunft die Grund­la­ge für eine Straf­ver­fol­gung dar­stel­len. Und gesam­melt wer­den Daten in den USA wie der Welt­meis­ter: Vor allem Frauen*gesundheitsdaten sind lukra­tiv und sol­len laut "The Guar­di­an" bis 2025 zu einem 50-Mil­li­ar­den-Dol­lar-Geschäft wer­den. In der EU gibt es durch die Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung zumin­dest eine gewis­se Brem­se im Daten­sam­mel­spiel, wäh­rend in den USA dies­be­züg­lich Anar­chie herrscht. Zum Leid­tra­gen der User*innen.

Viel­leicht mag sich das für vie­le eher abs­trakt und nach einer dys­to­pi­schen Zukunft anhö­ren, doch dem ist nicht so. Und nicht nur hin­ter Zyklus-Apps lau­ern Gefah­ren, bei einer ille­ga­len Abtrei­bung in Schwie­rig­kei­ten zu gera­ten: Ein Repor­ter des Maga­zins "Vice" kauf­te sich für schlap­pe 160 Dol­lar gebün­del­te Daten­sät­ze zu "Plan­ned Paren­t­hood", einer NGO, die Fami­li­en­be­ra­tun­gen und Schwan­ger­schafts­ab­brü­che anbie­tet. Mit den Daten aus Wet­ter-, Spie­le- oder Sport-Apps kann über den Stand­ort her­aus­ge­fun­den wer­den, ob jemand zum Bei­spiel in einem Nach­bar­bun­des­staat in einer Abtrei­bungs­kli­nik war. Wenn man bedenkt, dass es in Texas bereits eine "Bonus­zah­lung" von 10.000 Dol­lar gibt, wenn man jeman­den für die Bei­hil­fe bei einer Abtrei­bung wie etwa die Fahrt zur Kli­nik erfolg­reich denu­ziert, ist das äußerst besorgniserregend.

Da kommt schon die Fra­ge auf, in wel­cher Zeit wir eigent­lich leben: In einer, in der Frau­en und Per­so­nen mit Ute­rus nicht über ihren Kör­per und ihre Lebens­pla­nung bestim­men dür­fen und von klei­nen, elek­tro­ni­schen Hel­fern über­wacht wer­den? Die Rea­li­tät für Frau­en in den USA scheint sich tat­säch­lich rasant schnell der Dys­to­pie von Mar­ga­ret Atwood anzu­nä­hern: In "The Handmaid‹s Tail" wer­den Frau­en zu Gebähr­ma­schi­nen, nur die digi­ta­le Über­wa­chung hat sich die Autorin in den 1980er Jah­ren noch nicht ausgemalt.

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Erstellt am 27.05.2022
Bearbeitet am 27.05.2022

Quelle
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1...

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usa pro choice menstruation abtreibung
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