Linda Gerner

freie Journalistin/taz-Redakteurin/Inland, Berlin

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Kommentar zum Rücktritt von Bischof Bode: Den Anfang gemacht

Der Papst hat das Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode angenommen. Der Vorgang sollte für andere Bischöfe zum Vorbild werden.

Es gibt Bischöfe in Deutschland, da wünscht man sich einen Rücktritt. Und dann gibt es die, die zurücktreten wollen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zeigte sich in den vergangenen Jahren reformwillig.

Beim Synodalen Weg ging er offen in die Debatte mit kirchlichen Lai*innen. Er sieht die Macht von Bischöfen kritisch und unterstützt Forderungen nach Frauen in sakramentalen Ämtern. Trotzdem ist sein Rücktritt, dem vom Papst zugestimmt wurde, richtig und wichtig und auch: überfällig. Denn an seinem Umgang mit Missbrauchstätern in seinem Bistum gab es massive Kritik.

Die Betroffenen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche mussten lange auf personelle Konsequenzen warten. Diese wiegen schwerer als nur Entschuldigungen.

Es ist ein gutes Zeichen, dass der Papst nun auch das Rücktrittsgesuch eines deutschen Bischofs angenommen hat, denn bisher folgte hierzulande auf öffentlichkeitswirksame Ankündigungen nur die Ablehnung durch den Papst. Etwa auf die des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße und des Münchners Kardinal Reinhard Marx. Das ist zu bequem für die Bischöfe: Sie können nicht eigenmächtig zurücktreten, öffentlich aber den Wunsch beteuern. Damit stehen sie gut da, verlieren aber nicht ihre Machtposition.

Veränderung und „Weiter so" ist ein Widerspruch

Gut, dass es auch anders geht. Offensichtlich hat die nicht-öffentliche Anfrage von Bode eine andere Wirkung beim Papst hinterlassen und sollte zum Vorbild werden. Es gibt weitere Bischöfe, die das Vertrauen in eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle stark beschädigt haben. Allen voran der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, dessen Rücktritts­angebot noch beim Papst liegt und auf eine Entscheidung wartet.

Diese sollte jetzt zügig getroffen werden. Mit Blick auf Bode kann sie nur in eine Richtung gehen: Woelki muss endlich sein Amt niederlegen. Eine ernstgemeinte Veränderung und „Weiter so" sind nun mal ein Widerspruch. Macht abzugeben ist ein wichtiger Schritt im Reformprozess der katholischen Kirche. Bischof Bode hat das nun verstanden. Hoffentlich dauert dieser Prozess bei anderen Verantwortungsträgern nicht wieder mehrere Jahre.

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