Medien stilisieren Menschen mit Behinderung oft als Held*innen oder Opfer. Raúl Krauthausen fordert, dass Journalist*innen sich mehr hinterfragen.
taz: Herr Krauthausen, Sie beschäftigen sich seit Jahren damit, wie Menschen mit Behinderung in den Medien dargestellt werden, und haben 2010 über das Thema ihre Diplomarbeit verfasst. Welches Narrativ beobachten Sie am häufigsten?
Raul Krauthausen: Meistens die leidvolle Geschichte, wo gesagt wird, jemand „meistert tapfer sein Schicksal", macht „trotz der Behinderung" etwas, „kämpft sich zurück ins Leben." Es wird davon ausgegangen, dass Behinderung eine Bürde, etwas Schmerzhaftes, zu Therapierendes sei. Entweder das oder die Darstellungsweise ist übertrieben positiv, und die Person wird zum Superhelden hochstilisiert. [...]