Wir alle kennen diese peinliche Situation: Gerade noch hat man den Namen von seinem neuen Gegenüber gehört - und fünf Sekunden später schon wieder vergessen. Warum es für uns so schwer ist, uns zu merken, wie jemand heißt, erklärt Gedächtnistrainer Carsten Brandenberg: "Zum einen ist das evolutionär bedingt. Früher war unser Gehirn nicht darauf angewiesen, sich Worte zu merken. Sprache war noch nicht entwickelt, man dachte in Bildern. Das prägt uns bis heute. Im Grunde denken wir auch heute noch in Bildern und können Informationen auch am besten in Bildern ablegen."
Wie gut wir uns Namen merken können, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das habe zum einen mit Veranlagung zu tun, aber auch mit Förderung in jungen Jahren, so Brandenberg. Auffällig ist auch, dass sich Frauen offenbar Namen besser merken können als Männer. Auch das hat etwas mit unserer Entwicklung zu tun.
"Früher ging der Mann arbeiten, die Frau kümmerte sich um die Familie und um die Kontaktpflege. Das heißt, sie war viel mehr darauf angewiesen, sich Namen zu merken."
Carsten Brandenberg, GedächtnistrainerIhr Namensgedächtnis trainieren können Männer und Frauen aber gleichermaßen. Boris Nikolai Konrad hat so erfolgreich trainiert, dass er es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. Er konnte sich über 200 Namen und Gesichter in jeweils 15 Minuten einprägen. Konrads Tipp: "Am besten ist, wenn man den Namen einmal selbst ausspricht. Dass ich zum Beispiel sage: Lily Meyer, schön, dass ich Sie kennen lerne. Dann habe ich den Namen benutzt, kann mir dann ein Bild überlegen und es mit dem Namen verbinden."
Denn unser bildhaftes Gedächtnis habe viel mehr Kapazität als unser reines Namensgedächtnis, so der Neurowissenschaftler. Diese sogenannte Mnemotechnik [sic] funktioniert am besten, wenn man ein Gesicht zum Namen hat. Wie ist das aber, wenn man nur telefoniert? Dann wendet Konrad die Routenmethode an. Dabei stellt er sich einen Weg vor und erstellt ein Bild zum Namen: "Ja, bei Lily denke ich an Liane, das ist der gleiche Anfang. Bei Meyer stelle ich mir Eier vor, weil das Wort da mit drin steckt. An meinem Weg wuchern Lianen, an denen Eier wachsen. Völlig verrückt, aber gerade darum bleibt es ja im Gedächtnis hängen."
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL im Radio | 31.03.2017 | 06:08 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 14. September 2017, 10:38 Uhr