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Naturkatastrophen: Der globale Süden ist stärker betroffen

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat davor gewarnt, dass der Klimawandel immer mehr und immer intensivere Naturkatastrophen mit sich bringt. Diese Katastrophen träfen den globalen Süden besonders schwer. Das beschreibt die WMO gemeinsam mit dem Zentrum für Forschung zur Epidemiologie von Katastrophen der Universität Louvain (Belgien) in einem Bericht, den die Organisation am Mittwoch in Genf präsentiert hat. Darin führt sie mehr als 11.000 klimabedingte Naturkatastrophen aus den vergangenen 50 Jahren auf. Mehr als zwei Millionen Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Die ökonomischen Schäden beliefen sich auf mehr als 3,6 Billionen Dollar. Die WMO wertete für den Bericht Daten etwa zu Stürmen, Überschwemmungen, Dürren oder extremen Hitzeereignissen und Waldbränden aus.

Seit 1970 steigt die Zahl der klimabedingten Naturkatastrophen demnach stetig an - zwischen 2000 und 2009 waren es fünfmal so viele wie noch in den Siebzigern. Im vergangenen Jahrzehnt sank diese Zahl leicht. Die Zahl der Todesopfer geht dabei seit den Siebzigern kontinuierlich zurück. Das wird vor allem auf die Frühwarnsysteme zurückgeführt, die stetig verbessert werden. Gerade in ärmeren Ländern gibt es allerdings noch Lücken in der Wetteraufzeichnung - ausgerechnet in den Ländern, in denen die meisten Naturkatastrophen verzeichnet werden.

Mehr als 70 Prozent der klimabedingten Ereignisse suchten den globalen Süden heim, knapp ein Drittel traf demnach die ärmeren Länder in Asien, 15 Prozent entfielen auf Afrika. Da die Länder oft plötzlich von den Katastrophen heimgesucht würden, seien die Todeszahlen besonders hoch. 91 Prozent der durch Naturkatastrophen bedingten Todesfälle auf der Welt gingen daher auf Länder des globalen Südens zurück - knapp die Hälfte auf Asien, mehr als ein Drittel auf Afrika.

In den Ländern des globalen Nordens zeichnet sich ein gegenläufiges Bild ab. Dort seien weniger Katastrophen und Todesopfer zu verzeichnen, dennoch entfielen knapp 60 Prozent der ökonomischen Verluste auf diese Länder. Das liege vor allem an Stürmen in den Vereinigten Staaten. Die teuerste Naturkatastrophe war demnach der Hurrikan Katrina im Jahr 2005, der die USA mehr als 146 Milliarden Dollar kostete. Es folgten drei weitere Stürme, die allesamt 2017 die Vereinigten Staaten trafen: Harvey, Maria und Irma.

Am häufigsten sind Hochwasser und Stürme

Wie viel Schaden eine Katastrophe anrichtet, habe aber nicht nur mit der Region zu tun, in der sie sich zuträgt, sondern auch mit der Art des Ereignisses. Die Naturkatastrophen mit den meisten Todesopfern seien Dürren und Stürme. So kamen in Afrika 95 Prozent der Katastrophenopfer infolge von Dürren ums Leben. Die Katastrophe, die in den vergangenen 50 Jahren die meisten Todesopfer forderte, war demnach die Dürre in Äthiopien 1983, bei der rund 300.000 Menschen umkamen. Die kostspieligsten Katastrophen seien Stürme und Überschwemmungen. Die häufigsten wetterbedingten Naturkatastrophen seien global Hochwasser und Stürme.

In Europa kamen rund 80 Prozent der Gesamtzahl an Todesopfern durch Naturkatastrophen seit 1970 bei den Hitzewellen 2003 und 2010 ums Leben. Die Hitzewelle 2003 führte allein in Deutschland zu knapp 10.000 Todesopfern. Die häufigsten Katastrophen hierzulande waren bis 2014 Hochwasser, Stürme und Hitzewellen.

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