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Programmierer: "Dieses Jahr spende ich ungefähr 18.000 Euro"

In der Serie Kontoauszug stellen wir regelmäßig Menschen vor, die erzählen, wie viel sie verdienen, wofür sie ihr Geld ausgeben - und wie viel sie in Zeiten hoher Inflation zurücklegen können. Hier berichtet Ralph Voss*, 34, der als Programmierer und Unternehmensberater arbeitet.



Mein Job

Beruf: Ich arbeite für eine mittelständische Unternehmensberatung und programmiere dabei die meiste Zeit. Aktuell schreibe ich für eine große deutsche Bank ein Programm und erstelle die dazugehörige Datenbank, damit der zuständige Fachbereich die Wertpapierfonds bewerten und somit die Risiken der Bank abschätzen kann. Vor der Corona-Krise hatte ich viel direkten Kontakt zu Kunden, mittlerweile arbeite ich fast ausschließlich im Homeoffice. Grundsätzlich habe ich den Kontakt zu meinen Kollegen und Kunden gern, ich bin aber auch froh, dass ich nicht mehr jede Woche verreisen muss.

Ich mache den Job gern, aber nicht aus Leidenschaft. Es ist kein Geheimnis, dass man als Programmierer gut verdient, weil der Bedarf so hoch ist - und so war das hohe Gehalt auch für mich ein wesentlicher Grund, warum ich vor sechs Jahren meinen Traumjob als Redakteur aufgegeben habe, um Programmierer zu werden. Mein Ziel war aber nie, einfach mehr für mich zu haben. Mir geht es darum, so viel wie möglich spenden zu können.

"Hoch bezahlte Programmierer, die viel spenden, gibt es kaum." Ralph Voss

Ich glaube nämlich, dass ich der Welt auf die Art besser helfen kann, als zum Beispiel mit einem Job in einer NGO, für den ich zwar Gutes tue, aber nur mäßig bezahlt werde. Ich will das überhaupt nicht abwerten, das kann wichtige Arbeit sein. Aber die können viele andere genauso gut erledigen wie ich - hoch bezahlte Programmierer, die viel spenden, gibt es dagegen kaum.

Die Idee dahinter nennt sich Effektiver Altruismus, dabei geht es darum, herauszufinden, wie Menschen ihre Zeit und ihr Geld bestmöglich einsetzen können, um das Leben möglichst vieler Wesen zu verbessern. Und ich habe mir überlegt, dass ich wahrscheinlich mehr Einfluss hätte, wenn ich mein mathematisches Talent nutze, mehr Geld verdiene und dann mehr weitergeben kann. Mittlerweile verdiene ich fast dreimal so viel wie in meinem alten Job.

Ausbildung: Schon zu Schulzeiten hatte ich den Wunsch, irgendwann einen Job zu haben, mit dem ich zu einer besseren Welt beitragen kann. Journalismus und Politik schienen mir ein guter Ansatz. So habe ich nach meinem Abitur Politikwissenschaft studiert und parallel Praktika in Redaktionen absolviert und freiberuflich geschrieben. Nach dem Studium habe ich erst ein Volontariat bei einer Nachrichtenagentur gemacht und bin dann bei einer Wochenzeitung eingestiegen. Als ich dann zu der Einschätzung gekommen bin, dass ich als Programmierer effektiver helfen kann, habe ich mich mit Ende 20 noch mal in die Hörsäle begeben und Mathe studiert. Drei Jahre später habe ich bei dem Unternehmen angefangen, bei dem ich heute arbeite.

Arbeitszeit: Entgegen dem Klischee von klassischen Unternehmensberatungen ist es bei meiner Firma nicht üblich, mehr als 40 bis 45 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ich schreibe meine Stunden nicht genau auf, aber es ist mit einem normalen Vollzeitjob vergleichbar. Wenn es bei einem Projekt Zeitdruck gibt, können es auch manchmal etwas mehr werden. Das Schöne ist, dass ich mir meine Zeiten weitgehend selbst einteilen und meinen Job von überall aus machen kann.


Meine Einnahmen

Bruttoeinkommen: Im Jahr verdiene ich fast 83.300 Euro. Im Monat sind das 6.941 Euro. Dazu kommen 15 Prozent Bonus, wenn das Jahresziel des Unternehmens erreicht wird. Und danach sieht es aufgrund der guten Auftragslage aus. Das sind dann noch mal 11.358 Euro brutto.

"Ich habe die höchste Steuerklasse." Ralph Voss

Nettoeinkommen: Ich habe die höchste Steuerklasse 5, weshalb ich nach Abzug der Steuern 3.516 Euro übrig habe. Meine Frau arbeitet in einer anderen Stadt und verdient netto 3.200 Euro. Bei unseren gemeinsamen Kosten achten wir dennoch nicht darauf, wer wie viel zahlt. Da schauen wir nur bei großen Ausgaben genauer drauf. Ich besuche sie häufig, auch unter der Woche, und schätze, dass wir unsere gemeinsamen Ausgaben in etwa gleich aufteilen.

Wie mich die Inflation betrifft: Die steigenden Preise haben meinen Lebensstil nicht spürbar beeinflusst. Ich leiste mir weiter dasselbe wie vorher, ohne nachrechnen zu müssen. Mir ist bewusst, in was für einer luxuriösen Situation ich damit bin. Dennoch spüre ich beim Essen natürlich, dass alles teurer geworden ist. Das mindert leider die Spendensumme, auch wenn sie in diesem Jahr so hoch wie selten ist. Auch die Energiekosten sind gestiegen, aber da ich nur mein WG-Zimmer beheizen muss und sparsam lebe, merke ich auch das kaum.

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