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Kolumne

Essay-Journal: LANGWEILIG

Was die Langeweile angeht, lassen sich feine Unterschiede machen: man kann von etwas gelangweilt werden, man kann sich bei etwas langweilen, und es kann einem langweilig sein.

Langweilt einen etwas oder langweilt man sich, hat das mit dem einen oder anderen fehlenden Zeitvertreib zu tun. Ist einem langweilig, hilft keinerlei Zeitvertreib. Dazu ist diese Langeweile zu tief. Sie ist übermächtig. Sie versetzt uns in die Stimmung, alles gleichgültig zu finden.

Das muss nicht heißen, dass uns dann nichts mehr interessiert. Vielmehr sind wir dann in eine Leere vertieft, als wäre nichts interessanter als diese. Leere und Fülle fallen ineins. Hier fällt keine Entscheidung zwischen Sein und Nichtsein. Beides bleibt vielmehr eine lange Weile ganz in der Schwebe.

Treffender lässt sich vielleicht nicht in andere Worte fassen, wie einem beim Philosophieren zumute ist. Den einen zuweilen, anderen so gut wie nie, den wenigsten fast unausgesetzt. Oder doch allen irgendwie zeitlebens? Schlicht darum, weil wir Menschen sind?

QUELLE
Martin Heidegger (1929/30): Grundbegriffe der Metaphysik. Welt – Endlichkeit – Einsamkeit

(ABC-Bild: Tim Reckmann / pixelio.de)