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Kolumne

Essay-Journal: BESTÄTIGEN

Oft "kann" ein Befragter, zum Beispiel in Pressekonferenzen, den Journalisten einen Sachverhalt "weder bestätigen noch dementieren". Obwohl der ihm nicht selten bereits bekannt ist. Ihn der Öffentlichkeit mitzuteilen, gilt dann informationspolitisch als nicht opportun.

Bedenkenloser bestätigt (oder dementiert) sich der Sachverhalt selber. Allerdings ist auch in diesem Fall letztlich nicht alles gesagt. Es bleibt bei einer vorläufigen Auskunft. Das Bestätigen – Bestetigen – bedeutet immer, dass eine Beobachtung für eine Mutmaßung spricht, es aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine andere Beobachtung dagegen spricht, die irgendwo irgendwann einmal erfolgen wird oder unbekannterweise sogar schon erfolgt ist. Noch so viele Indizien lassen das Feld für einen Gegenbeweis offen, ähnlich wie noch so viele Zeugen allesamt falsche Zeugen sein können.

Mit der stets unzureichenden, weil endlichen Zahl von Bestätigungen müssen und können wir leben. Immerhin vieles im Leben "steht so gut wie fest": Unfälle sind keine Normalfälle, und sterben müssen wir alle - bis zum höchst unwahrscheinlichen Beweis des Gegenteils. Alles, was sich einigermaßen bestätigt hat und bestätigen lässt, kann man ein Stück weit vertreten und verkaufen. Eine Unzahl von Jobs ernähren auf diese Weise ihren Jobber. Und auch im sonstigen Lebensalltag fällt uns nur unter sehr seltenen Umständen eine Decke auf den Kopf. Trotzdem dürfen wir uns immer wieder wundern, wo wir nicht gar dankbar zu sein vermögen, dass so vieles gut geht, trotz eines nicht zu unterschätzenden Mangels an Bestätigungen.

(ABC-Bild: Tim Reckmann / pixelio.de)