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Kolumne

Essay-Journal: OPTIMIST

Unter allen Umständen Optimist zu sein, will etwas heißen. Dazu gehört ein überaus sonniges Gemüt, möchte man meinen. Ein Schönwetter-Optimismus ist keine Kunst. Auch in schlechten Zeiten glauben, dass auch wieder gute Zeiten kommen, zeugt von einer unbeirrbar optimistischen Lebenseinstellung. Wie sich im Bund fürs Leben die Vermählten zutrauen, miteinander durch Dick und Dünn zu gehen, sind im Bund mit dem Leben die unverbesserlichen Optimisten alle Tage voller Zuversicht. Das Grundvertrauen in den guten Lauf der Dinge kennzeichnet jeden von ihnen.

Tiefer blicken lässt die Grußformel "Mach's gut!" Sie drückt den Wunsch eines guten Gelingens aus, nicht nur eines Wohlergehens. Als Grundvertrauen wird hier das Selbstvertrauen unterstellt. Demnach ist jeder seines Glückes Schmied. Die eigene Geschicklichkeit gibt den Ausschlag, nicht das unverfügbare Schicksal. So lässt sich ein eher passiver (kontemplativer) von einem aktiven Optimismus unterscheiden. Die Formel könnte auch lauten: Mache aus allem das Beste! Dann wäre eingerechnet, dass die Umstände mehr oder weniger widrig sein, dem Glück im Wege stehen können. Man traut ihnen nicht zu, ohne persönliches Zutun zum Guten zu gereichen.

Ist auf das Selbstvertrauen am meisten Verlass, weil ich mir selbst der Nächste bin? Kann nur ich unentwegt gut für mich sorgen? Das kann mir meine Selbsterfahrung nicht uneingeschränkt bestätigen. Es scheint nicht selten einer unterstützten Eigeninitiative zu bedürfen. So schließen kaskadenhaft immer wieder Akte der Selbsthilfe und Zuspiele von anderswoher aneinander an. In diesem Zusammenspiel mag der beste Grund zum Optimismus liegen, in dieser Synergie die produktivste Schmiede des Glücks, des persönlichen wie des allgemeinen.

(ABC-Bild: Tim Reckmann / pixelio.de)