Videos zur Entspannung - Menschen kratzen mit künstlichen Nägeln über Mikrophone, kneten rosa Schleim, flüstern in die Kamera. Solche Videos sollen eine autonome sensorische Meridianreaktion auslösen, kurz ASMR, ein wohliges Kribbeln im Kopf und auf der Haut. Lena Gilhaus ergründet den Erfolg der Videos.
Wenn uns jemand den Rücken krault oder mit unserem Haar spielt, erzeugt das einen wohligen Schauer: ein kribbelndes, magnetisierendes Kribbeln auf der Haut, das sich von der Kopfhaut ausgehend auf dem ganzen Körper ausbreitet. In der Fachsprache wird dieses Phänomen ASMR genannt, autonome sensorische Meridianreaktion. So viel zwischenmenschlichen Kontakt braucht es jetzt nicht mehr: Auch schon beim Zuschauen von Youtube-ASMR-Videos stellen sich diese kribbelnden Schauer, die sogenannten „tingles", bei einigen Menschen ein - wenn sie dabei zusehen, wie ein Mensch einen anderen streichelt, kämmt oder ihm eine Kopfmassage gibt und dabei flüsternd mit ihm spricht. Aber auch, wenn jemand nur über die Oberfläche eines Materials wie Holz, Plastik oder Schleim streichelt oder darauf tippelt.
Warum das bei manchen funktioniert und bei anderen nicht, darüber spekuliert die Wissenschaft noch. Aber es gibt bereits erste Versuche, das Phänomen ASMR zu ergründen. Wie begründen die Forschenden, dass uns Nagelkratzen, Fingertippen oder Schleim-Gemantsche entspannt? Und geht es hier nur um Entspannungstechniken - oder liegt der Hype um ASMR daran, dass immer mehr Menschen allein leben und niemanden haben, der sie streichelt?
Autorin: Lena Gilhaus
Redaktion: Jessica Eisermann