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Lea Nischelwitzer

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„Hart aber fair": Bei Spahn grätscht Louis Klamroth dazwischen - WELT

Bei Jens Spahn grätscht der neue Moderator dazwischen


Bei seiner „Hart aber fair"-Premiere diskutiert Louis Klamroth mit seinen Gästen über die Energiekrise und steigende Lebensmittelpreise. Die Ökonomin Monika Schnitzer spricht er gendernd als „Wirtschaftsweisin" an. Und sonst? Ist vieles an der Sendung gleich geblieben.


Der Neue trug T-Shirt und Jackett. Zum ersten Mal moderierte Louis Klamroth am Montag die ARD-Talkshow „Hart aber fair", und schon mit seiner Kleidung - etwas legerer als die von Vorgänger Frank Plasberg - signalisierte er: Hier findet ein Generationenwechsel statt. Klamroth ist 33 Jahre alt, er soll für die Zukunft von „Hart aber fair" stehen. Vieles, was sich im Lauf der Jahre bewährt hat, ist aber auch geblieben.


In seiner ersten Sendung nahm sich Klamroth ein Thema vor, das seit Wochen in der deutschen Talkshow-Landschaft diskutiert wird: die Energiekrise und die Auswirkungen der Inflation auf das Land. Laut einer aktuellen Umfrage von Infratest Dimap gehen 52 Prozent der Deutschen die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung nicht weit genug. 58 Prozent der Bevölkerung empfinden die derzeitige Lage in Deutschland als ungerecht - ein Rekordwert.


Diese Eindrücke konnte der Gast Engin Kelik, Metallarbeiter und Familienvater, gut nachempfinden. Er wisse nicht, wo seine Familie noch sparen solle. „Eine schwere Zukunft wartet da auf uns", sagte er zu Beginn der Sendung. Ins neue Jahr sei er mit „gemischten Gefühlen" gestartet, die meisten davon seien negativ. Als Vater zweier Kinder bleiben ihm am Ende des Monats 2300 Euro netto.


„Weihnachten war absolut abgespeckt, Geschenke kamen nicht infrage." Es habe Kleinigkeiten im Wert von zehn bis 15 Euro gegeben, die Wünsche seiner Töchter nach einem Handy oder Tablet habe er nicht erfüllen können. „Kindern beizubringen, dass alles teurer geworden ist, aber man nicht mehr verdient, ist eine unglaubliche Herausforderung", sagte Kelik.


Zu Gast ist unter anderem eine „Wirtschaftsweisin"

Der Diskussion um eine mögliche Reichensteuer wich SPD-Chef Lars Klingbeil in der Talkshow geschickt aus. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Jens Spahn, warnte vor einem „Wohlstandsverlust". Weitere Gäste der Sendung waren die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer - die Klamroth gendernd als „Wirtschaftsweisin" ansprach - und die „Spiegel"-Journalistin Melanie Amann.


Untere Einkommensgruppen seien von der Inflation „doppelt so stark betroffen" wie obere, erklärte Schnitzer: Zum einen, weil das, was sie kaufen, vergleichsweise teurer geworden sei, zum anderen, weil sie einen sehr viel höheren Anteil ihres Einkommens für den täglichen Bedarf ausgäben. Für das Jahr 2023 gehe sie von einer Inflation von 7,4 Prozent aus.


Klamroth sprach Klingbeil darauf an, dass die Mehrheit der Deutschen die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung für unzureichend hält. „Denken Sie sich da manchmal: ,Ach Scheiße, wir machen doch schon so viel, aber irgendwie scheint's nicht anzukommen'?" Klingbeil erklärte, er nehme die Sorgen ernst. Die Maßnahmen hätten aber geholfen, sodass man „ein bisschen besser gestellt ins Jahr 2023" gehe.


Deutschland ist „gut 4000 Euro" pro Person ärmer geworden

Spahn kam zu dem Schluss, das Land sei schon ärmer geworden. Die strauchelnde Wirtschaft, die ins Ausland geflossenen Ausgaben für Energie, die Inflation, zählte der CDU-Politiker auf, all das bedeute einen Wohlstandsverlust von „gut 4000 Euro" pro Person im vergangenen Jahr. Klingbeil erinnerte die Runde daran, dass die Situation nicht auf eine Regierungsentscheidung zurückgehe, sondern auf den „Krieg, den Putin am 24. Februar begonnen hat".


„Ist an allem der Krieg schuld?", fragte Kelik skeptisch nach. „Dass wir weniger Gas haben werden, ist mir klar, aber dass die Brötchen auf einmal teurer geworden sind?" Schnitzer erklärte, dass auch dies zum Teil mit dem Krieg zusammenhänge: „Der Bäcker muss mit Gas seine Brötchen backen", für die Fette in der Margarine fehlten die nötigen Sonnenblumenkerne, die größtenteils in der Ukraine produziert werden.


„Wo man aber viel genauer hinschauen müsste, ist, ob diese Höhe der Preissteigerung gerechtfertigt ist", fügte sie hinzu. Da habe der eine oder andere auch etwas mitnehmen können, so die Wirtschaftsweise. „Inflation war schon vor Kriegsbeginn ein Thema", hakte nun auch Spahn ein. Schon im Januar vergangenen Jahres sei im Bundestag über Inflation gesprochen worden. „Meine Sorge ist: Inflation wird auch nicht so schnell weggehen."


Schnitzer gab sich optimistisch. Sie setze auf zwei Faktoren, die zu sinkenden Lebensmittelpreisen führen könnten: die Wettbewerbsaufsicht und die sparsamen Bürger, „die genau hinschauen werden". Damit würden die Preise über kurz oder lang deutlich nach unten gehen. Auch das zog Kelik in Zweifel: „Ich glaub' das eher weniger." Die Wirtschaft, fürchtete er, werde verstärkt auf Mogelpackungen setzen.


Shrinkflation: Weniger Inhalt zum gleichen Preis

Moderator Klamroth hatte dafür den passenden Fachbegriff parat: Shrinkflation heiße das Phänomen, dass der Inhalt von Packungen bei gleichbleibenden Preisen kleiner werde. Die Verbraucherzentrale Hamburg fand etwa heraus, dass die Rama-Margarine von ursprünglich 500 Gramm auf 400 Gramm geschrumpft sei - eine verdeckte Preissteigerung von 25 Prozent.


„Man könnte ja auch an die Mehrwertsteuer ran", schlug Journalistin Ammann der Runde vor und verwies auf Spanien. Dort fällt die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel weg. Kelik bewertete das als eine „klasse Aktion". Klingbeil hingegen stand der Idee skeptisch gegenüber. Er frage sich, „warum Leute, die gut verdienen, diese Mehrwertsteuersenkung bekommen" sollten. Seiner Meinung nach sollten ausschließlich die entlastet werden, „die es wirklich brauchen".


Meist ließ Klamroth seine Gäste in Ruhe ausreden. Erst gegen Ende der Sendung grätschte er vehement dazwischen, als Amann und Spahn über die Frage stritten, wie groß das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung von Angela Merkel während der vergangenen Krisen gewesen sei. Spahn sprach von einem „enorm hohen Vertrauen", Amann entgegnete, dies treffe auf die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 „vorne und hinten nicht" zu.


Spahn setzte zu einem Konter an, den Klamroth unterbrach: „Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, Herr Spahn, erlauben Sie: Ich stelle mich einmal dazwischen." Da war Klamroth ganz Plasberg: Wie sein Vorgänger baute er sich zwischen der „Spiegel"-Journalistin und dem CDU-Politiker auf. „Ich will jetzt nicht noch mal über 16 Jahre Merkel diskutieren", sagte Klamroth - und lenkte das Gespräch zurück auf die Politik der aktuellen Bundesregierung.

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Erstellt am 04.02.2023
Bearbeitet am 04.02.2023

Quelle
https://www.welt.de/vermischtes/art...

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louis klamroth lars spahn jens spahn schnitzer jens frank plasberg bundestag karriere klingbeil
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