Sie werden mit Säure überschüttet, ertränkt, angezündet, mit Äxten und Macheten verletzt. Den meisten Frauen sind ihre Mörder persönlich bekannt. Täglich versucht in Deutschland ein Mann, seine (Ex-)Partnerin umzubringen; jeden dritten Tag gelingt ihm dies. Diesen Zahlen entlehnen die Journalistinnen Laura Backes und Margherita Bettoni den Titel ihres Buches „Alle drei Tage. Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen". In Erfahrungsberichten Überlebender und informierenden Kapiteln zu Täterarbeit, defizitärer Rechtsprechung und medialer Berichterstattung beleuchten die Autorinnen das Thema Femizide. Gerade die Schilderungen der Opfer machen die Essenz des Buches aus: Sie geben Frauen eine Stimme und wie die Erzählung einer Freundin bedürfen sie keiner sprachlichen Schnörkel, um emotional zu berühren. Aber auch der lösungsorientierte Blick der Kapitel auf Politik, Aktivismus und Journalismus anderer Länder verleiht dem Werk Mehrwehrt. „Alle drei Tage" erscheint zu einem kritischen Zeitpunkt: Nicht nur Ereignisse im Ausland wie die türkische Aufkündigung der Istanbul- Konvention offenbaren Tiefpunkte im Schutz von Frauenrechten. Auch der fortwährende Lockdown hierzulande, der kaum Zufluchtsorte lässt, bedroht die Sicherheit von durch häusliche Gewalt betroffenen Frauen.
Laura Patz