Ulrich Beinert weiß noch genau, wie es damals war, 1997, als der Komet Hale-Bopp die Erde passierte: Da steht dieses sagenhaft helle Ding am Firmament, mehrere Wochen lang, und ist rund um den Globus zu sehen. Für den Jungen ist das eine Art Urknall, der Beginn seiner Faszination für alles in der Höhe, für den Himmel, die Sterne, ihre Konstellation und das gesamte Universum. Sein Wunsch: zu verstehen, was genau dort oben ist, das Verborgene sichtbar machen. Er will es erkunden und festhalten.
Mit 15 Jahren bekommt er ein taugliches Teleskop geschenkt, durch das er mit seiner klapprigen Sucherkamera die Sonne, den Mond und einige Planeten fotografieren kann. Ganz nah, wie zum Anfassen. Später, mit Einführung der Digitalkameras, folgen Sternenbilder, leuchtende Gasnebel und angestrahlter Weltraumstaub. „All das, was sich sonst schwer in Worte fassen lässt", sagt Beinert. Er studiert Luftfahrtsystemtechnik und -management an der Hochschule Bremen, für seine Diplomarbeit schickt er einen Forschungsballon mit Kamera in die mittlere Stratosphäre und macht Bilder von weit oben über den Wolken. „So nah bin ich dem Weltall noch nie gekommen."
Heute arbeitet Ulrich Beinert, 34, als Pilot für Lufthansa - beste Bedingungen also für eine außergewöhnliche Sicht auf die Welt. Viele seiner Fotos schießt er während des Flugs, aus dem Cockpit heraus. Es sind Bilder von Sonnenuntergängen, mächtigen Alpengletschern, dem nächtlichen Brüssel unter der Mondsichel oder Polarlichtern, die grün am Himmel tanzen. Haaaalt! Müsste er nicht eigentlich den Flieger steuern, statt diese Fotos zu schießen? Beinert lacht, die Frage hört er oft.
„Auf Reiseflughöhe, wenn der Autopilot eingeschaltet ist und ein Kollege mit im Cockpit die Systeme bedient und überwacht, kann ich schon mal nach möglichen Motiven Ausschau halten.“ Ansonsten gilt bei Lufthansa für Kapitäne und Erste Offiziere die eiserne Regel: Unterhalb von 10 000 Fuß dreht sich alles ausnahmslos ums Fliegen. „Die meisten Motive kann ich tatsächlich gar nicht fotografieren“, erzählt Beinert, „die speichere ich dann einfach in meinem Kopf.“ Ist er auf ein Motiv besonders stolz? „Mein Lieblingsfoto zeigt einen Retro-Airbus, der mitten auf dem Rollfeld in einem Gewitter steht, eingerahmt von weit entfernten Blitzen. Solche Bilder kann man nicht planen, echte Schnappschüsse – einfach magisch.“
Einen Traum will er sich noch erfüllen, seit ihm Kollegen erzählten, wie sie über dem Kaspischen Meer die Sojus-Kapsel beobachteten, die von der Raumstation ISS auf die Erde zurückkehrte. „Ein wunderschöner Feuerschweif, der vor dem nachtblauen Himmelszelt entlangzieht. Für solch einen Anblick würde ich mich gerne extra in den Dienstplan eintragen lassen.“