Lars Sobiraj

Online-Journalist, Bergisch Gladbach

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Bitflyer muss alle Kunden durchleuchten - Verdacht auf Geldwäsche

Bangkok, Thailand - April 23, 2017: Passenger is walking pass through the security staff with metal detector arch and full body scanner before access to the subway station under anti-terrorism policy. via shutterstock

Das Portal Bitflyer verzögert alle Ein- und Auszahlungen, um seine japanischen Kunden ausgiebig zu überprüfen. Ende Juni erhielt Bitflyer die Aufforderung durch die Börsenaufsicht, seine Anleger intensiver zu überwachen. In den Datenbanken suchen die Mitarbeiter nach Indizien für kriminelle Aktivitäten nebst Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Auch überprüft man ausgiebig, ob die angegebene Identität der Nutzer korrekt ist.

Bitflyer nimmt seit Juni keine neuen Kunden mehr an. Auf der Website entschuldigt man sich für enorme Verzögerungen bei der Bearbeitung der Transfers, die aber nur die einheimischen Nutzer betreffen. Die Mitarbeiter sind mit der Überprüfung der Identität der Bestandskunden beschäftigt. Die Börsenaufsichtsbehörde FSA wirft der Betreibergesellschaft vor, man habe die Identität der japanischen User nicht intensiv genug durchleuchtet.


Die Financial Services Agency of Japan (FSA) nimmt an, dass mehrere Namen und Anschriften frei erfunden wurden, da die wahren Eigentümer der Wallets der japanischen Mafia (Yakuza) angehören sollen. Der Handel mit virtuellen Währungen wird seit jeher von allen Behörden kritisch beäugt. Die Gesetzeshüter befürchten, dass in einigen Fällen darüber die Bezahlung illegaler Produkte und Dienstleistungen nebst Geldwäsche und Steuerhinterziehung abgewickelt wird. Die Verwaltung von Bitflyer überprüft seit dem 22. Juni auf Druck der FSA alle eingehenden und ausgehenden Transfers, um mögliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Die Überlastung der Mitarbeiter führte allerdings dazu, dass in der letzten Juniwoche offenbar gar keine Transfers mehr durchgeführt wurden. Auch akzeptiert die Plattform momentan keine neuen Kunden mehr.


Yakuza missbraucht gerne Kryptobörsen


Nach Informationen des Portals „The Mainichi" gab es einen Fall, bei dem seit dem Jahr 2016 in unterschiedlichen Kryptobörsen außerhalb Japans rund 30 Milliarden Yen gewaschen wurden. Das sind umgerechnet weit mehr als 230 Millionen Euro, die Mitglieder der Yakuza so am Fiskus vorbei gelenkt haben sollen. Die Mitglieder der organisierten Kriminalität sollen mittlerweile auf Coins wie Zcash, Dash und Monero ausgewichen sein, weil die Ermittler die Bitcoin-Geldströme zu gut untersuchen können. Die Geldübergabe findet nach Angabe des Portals häufiger an öffentlichen Orten wie Kneipen oder Internetcafés per USB-Stick statt. Die Kriminellen transferieren das Geld dann über mehrere ausländische Handelsplätze in vielen kleinen Portionen. Am Ende münzen es russische Mittelsmänner in den Rubel oder eine andere Fiatwährung um. Die Zerstückelung in viele kleine Transfers ist weniger auffällig als ein großer Transfer. Die Kriminellen haben dafür extra Büros eingerichtet, in denen an mehreren Computern von Fachleuten die illegalen Transfers durchgeführt werden. Wird das Guthaben per Hardware-Wallet als Bitcoin oder Ethereum übergeben, so konvertiert man es wenig später in Kryptowährungen mit Fokus auf den Datenschutz, um die Geldströme zu verschleiern.


Ein Sprecher der FSA sagte der Presse, dass die G-20-Staaten die Präventionsmaßnahmen nur gemeinsam planen und durchführen können. Ein japanischer Alleingang würde nichts bringen. Auch ein nationales Verbot mit dem Handel von Monero & Co. wäre sinnlos, weil die Täter dann auf die ausländischen Handelsplätze ausweichen würden. Doch noch haben sich die führenden Industrienationen auf keinen gemeinsamen Standard im Kampf gegen mafiöse Strukturen geeinigt. Auch die aktuelle Kontrolle aller Bitflyer-Nutzer kann der dortigen Schattenwirtschaft wahrscheinlich nur wenig schaden.


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