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Projekt Interkulturelle Gärten bringt Menschen verschiedener Herkunft zusammen

Kann gemeinsam Gärtnern auch nicht wörtliche Grenzen überwinden?


Zwischen sommergelbem Raps und von Gartenzwergen bewachten Schrebergärten liegt am Alzeyer Herdry eine in 23 Parzellen gegliederte Kleingartensiedlung, über der Sprachfetzen aus aller Welt hin- und herschwirren. Zehn verschiedene Nationen arbeiten hier Seite an Seite auf ihren jeweiligen Flächen, ohne begrenzende Zäune dazwischen. Das Projekt wurde vom Verein Interkulturelle Gärten Alzey auf die Beine gestellt und erfreut sich großer Beliebtheit.

Stadt beteiligt sich finanziell

Die Finanzierung, so erklärt die Erste Vorsitzende Christin Schäfer, laufe über den Mitgliedsbeitrag und die Pacht, werde aber auch zu einem großen Teil von der Stadt übernommen. Schäfer freut sich, dass die Arbeit so gut vorangeht: „Man muss sich eben auch auf die Mannschaft verlassen können. Wir planen im Vorfeld, aber Hand anlegen tun sie dann selbst." Bei der Planung des Projekts bekam der Verein unter anderem Unterstützung von Marco Fitting von der Abteilung Bau und Umwelt, sowie vom rheinischen Eisenhandel, nachdem weder Toom noch Hornbach zu einer Kooperation bereit waren.

Die Zusammenarbeit der Parzellenbesitzer laufe trotz kultureller Unterschiede sehr gut. „Zu Beginn mussten wir ab und an vermitteln, aber mittlerweile läuft es einwandfrei", erzählt Vorstandsmitglied Kemal Gülcehre. Besonders wirtschaftlich schwache Bewerber wurden bei der Parzellenvergabe berücksichtigt, mittlerweile gibt es eine Warteliste von 150 Personen, wie Christiane Schornsheim, die die Vertragsgestaltung übernahm, angibt. Die Initiative Interkulturelle Gärten bildete sich aus dem Projekt „Soziale Stadt" heraus, für das, so berichtet Projektleiterin Anke Rebholz, auch Anwohner im Viertel befragt wurden: „Viele haben uns erzählt, dass ihnen und ihren Kindern ein Platz im Freien fehlt, besonders Jugendliche haben sich einen unabhängigen Treffpunkt im Grünen gewünscht."

Knapp 4000 Quadratmeter groß ist die Nutzfläche, umgeben von den üblichen Kleingärten. „Wir wollten den Bewohnern die Chance für beides erhalten", erzählt Nicole Sommer-Kundel, Erste Beigeordnete der Stadt im Fachbereich für Bürgerdienste. „Das Traditionelle bleibt bestehen, neben diesem Projekt, bei dem es um das Zusammenkommen und den Austausch geht, und darum, eine gemeinsame Sprache zu finden und Wissen auszutauschen." Zu diesem Zweck soll in der Mitte der Parzellen eine Gemeinschaftsfläche mit Haus errichtet werden, um Arbeitspausen und gemeinsame Grillfeste zu ermöglichen.

Parzellenbesitzer Fatih Akbulut erzählt: „Ich bin ein offener Mensch, deshalb hat mir die Idee, bei der das Interkulturelle im Vordergrund steht, sehr gut gefallen." Auch Fouad Kawokji aus Syrien freut sich über sein Grundstück: „Ich bin mit meinen vier Kindern oft da, die lieben es hier. Und das Zusammentreffen der verschiedenen Länder gefällt mir."

Es ist ein hervorragendes Beispiel für Integration und Kooperation, was da am Herdry erarbeitet wird. Zur Zeit errichten die Parzellenbesitzer einen niedrigen Zaun, um ihr kleines Stück Welt herum. Gemeinsam, versteht sich.

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