1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Die Qual der Eifersucht

Ob "Medea", "Kabale und Liebe" oder "Woyzeck": Eifersucht spielt in vielen Stücken eine Rolle. Sie zu spielen, will gelernt werden. Acht Schauspielstudierende führen im Frankfurt LAB klassische Szenarien auf.

Es ist brütend heiß auf der Probebühne. Unter den Scheinwerfern konzentriert sich eine weltentfremdete Atmosphäre, der Raum ist isoliert, von außen dringt kein Laut des regen Hochschullebens hinein. Im Licht stehen Luise, Tochter des Stadtmusikanten, und Wurm, Haussekretär. Er hat sich dicht über sie gebeugt, bedrängt sie.

Eine Stimme aus dem Dunkel vor der Bühne unterbricht plötzlich die Szene: „Laura, etwas mehr Resignation! Ich muss an deinem Körper sehen können, wie es in dir verwelkt!" Und aus Luise und Wurm werden wieder Laura Teiwes und David Campling.

Zum dritten Semester der Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) gehört das szenische Vordiplom. Die acht Studierenden des zweiten Jahrgangs spielen in diesem Jahr unter dem Titel „Eifer Sucht" Szenen von Georg Büchner, Friedrich Schiller und Euripides. Spielleiter Werner Wölbern leitet die Vorbereitung bereits zum zehnten Mal.

„Eifersucht ist ein Thema, das es immer geben wird", erklärt Wölbern. „Fast jeder klassische Autor hat darüber geschrieben, jeder Zuschauer hat es schon erlebt." Selbst Theater- und Filmschauspieler, weiß er von den Nöten und Krisen seiner Schüler und Schülerinnen. „Zweifel hat man in diesem Beruf permanent, das ist ein Griff in die Seele. Man ist als Schauspieler immer wund, das ist schon hart."

Hart ist auch der Weg in die Schauspielerei selbst. Für Darstellerin Laura Teiwes war das Vorsprechen hier in Frankfurt das elfte. „Ich hatte aber immer das Gefühl, dass es irgendwann klappt", sagt sie. Julia Staufer, die in den Szenen aus „Kabale und Liebe" Lady Milford spielt, ging es ähnlich. „Ich hatte insgesamt neun Vorsprechen", erinnert sie sich.

„Es war eine Art von Vertrauen, dass die Chemie zwischen dem, was ich mitbringe und der Schule, bei der ich vorspreche, irgendwann einfach passt. Natürlich muss man sich selbst immer wieder Selbstbewusstsein reinpumpen."

Während ihrer Ausbildung haben die Studierenden im ersten Semester hauptsächlich Grundlagen behandelt, im nächsten auch schon Duo-Szenen gespielt. „Jetzt ist richtig praktische Arbeit dran", freut sich Darsteller Marcel Andrée, der auch schon Erfahrung beim Film sammeln konnte. „Ich habe da gemerkt, dass es mir im Grunde gleich ist, ob ich vor einer Kamera stehe oder auf einer Bühne." An der Hochschule wird Wert darauf gelegt, dass die Studierenden auch die andere Seite des Schauspiels kennenlernen, obwohl der Schwerpunkt auf dem Theater liegt.

Der Gruppenzusammenhalt in ihrem Semester sei sehr gut, sagen alle drei. „Es hat von Anfang an gepasst und man lernt sich sehr schnell kennen", sagt Julia Staufer. Alle sind gespannt auf nächste Woche. Beim Thema Lampenfieber sind sie sich einig: Das muss. „Ich liebe das", sagt Marcel Andrée. „Das Kribbeln, das Adrenalin, dieses Unsichere. Ich habe das Gefühl, dass ich dann aufgehe. Das ist Premierenenergie."

Durch die meist schwierige Sprache der Szenen sei es wichtig, sagt Laura Teiwes, sich die Szene immer klar vor Augen zu führen. „Man muss jede Probe ganz wach und ganz da sein", stimmt Julia Staufer zu. „Jeder von uns hat eine Rolle, an der er zu knabbern hat und in die er sich reinstürzen kann."

Für Werner Wölbern ist das szenische Vordiplom vor allem auf das Miteinander ausgerichtet. „Den Spielkonflikt aufleben lassen, eine Haltung zu etwas haben, sich in die Augen sehen, das ist für das Schauspiel überlebensnotwendig", sagt er. „Die Schüler müssen lernen, die Texte von ihren Buchstaben zu erlösen, um zu zeigen, dass Autoren wie Schiller einfach zeitlos sind."

Zum Original