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21 Songs auf "For Belarus"

Audio: Inforadio | 31.08.2020 | Larissa Mass | Bild: Chikiss Berliner Musikerin Chikiss - 21 Songs auf "For Belarus"

Die Berliner Musikerin Chikiss hat eine Kompilation internationaler Künstler zusammengestellt, um auf die Situation in ihrem Heimatland Belarus aufmerksam zu machen. Mit dem Erlös wird die Protestbewegung unterstützt. Von Larissa Mass

Die Ereignisse in Belarus überschlagen sich seit der gefälschten Wahl am 9. August: Bürger gehen täglich auf die Straße. Brutale Prügelattacken und Inhaftierungen, Einschüchterungen von Journalisten und Demonstranten wechseln sich mit Bildern von friedlichen Protestaktionen ab.

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Die aus Belarus stammende Musikerin Chikiss, mit bürgerlichen Namen Galina Ozeran, verfolgt das alles aus ihrer Wahlheimat Berlin: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal politisch aktiv werde - ich bin Musikerin, keine Politikwissenschaftlerin. Dafür musste erst etwas wirklich Schlimmes passieren, etwas, das mich sehr berührt." Die brutalen Bilder der ersten Tage nach den Wahlen schockten sie - vor allem die hohe Anzahl der als vermisst gemeldeten Personen. Schnell war ihre Idee geboren, internationale Musiker auf einer Kompilation zu vereinigen, mit der sie viele Menschen in verschiedenen Ländern erreicht.

Moralische und finanzielle Unterstützung

Innerhalb weniger Tage entwickelte sie das Konzept der Musiksammlung "For Belarus". Sie schrieb Musikerkollegen in Belarus, Russland, Europa und Kanada an, erklärte die Dringlichkeit der Situation und das Ziel: Moralische Unterstützung für die Protestierenden und auch finanzielle Hilfe für die Opfer der Repression. Der Erlös geht direkt an die "Belarus Solidarity Foundation". Diese hilft vor allem Menschen, die ihren Job verloren haben, weil sie offen protestieren.

Galina Ozeran wurde 1982 im belarussischen Witebsk geboren, lebte und wirkte mehrere Jahre in St.Petersburg, 2015 zog sie mit ihrer Familie nach Berlin. Als Solokünstlerin kreiert sie einen elektronischen Sound, mit dem sie auch auf vielen Festivals präsent ist. So wie auf der diesjährigen "Pop-Kultur Berlin". Ihre Eltern und ihr Bruder leben noch in Belarus: "Seitdem ich in Deutschland lebe, spüre ich meine belarussischen Wurzeln noch mehr." Seit den Wahlen, so schildert Ozeran, sei die belarussische Diaspora erst richtig aufgewacht.

Internationale Unterstützung

Für die 21 Songs auf "For Belarus" hat sie weitere belarussische Künstler ins Boot wie Super Besse und Molchat Doma geholt. Auch bekannte internationale Künstler wie den Niederländer Thomas Azier und die ukrainische Rapperin Alyona Alyona haben Songs beigesteuert. Auf der Kompilation erscheinen auch musikalische Erstveröffentlichungen wie beispielsweise der Beitrag von Ozeran selbst.

"Nebo zloye" (zu deutsch: böser Himmel) veröffentlicht sie als Chikiss. Dn Song hat sie bewusst dafür ausgewählt: "Er beschreibt die Atmosphäre von postsowjetischen Städten. Vergangenes und Gegenwärtiges - und auch, dass das Wort nicht frei ist."

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"Wir warten auf den Wandel!"

Zum Leitsong der Protestbewegung in Belarus ist der Song "Peremen" der Sowjetischen Rocklegende "Kino" geworden. "Peremen, my shdjom peremen" ("Wandel, wir warten auf den Wandel!") heißt es darin und war schon 1986 der Symbolsong der Perestroika.

Anfang August wurden kurz vor den Wahlen zwei DJs verhaftet, die diesen Song auf einem staatlichen Fest in Minsk spielten. Seitdem ist er dauerhaft in Verbindung mit den Protesten zu hören. Auf der Kompilation "For Belarus" hat Super Besse ein Cover des Hits beigesteuert. Und auch der niederländische Sänger Thomas Azier widmet den Song "For Tsoi " Viktor Tsoi, dem Sänger der Gruppe "Kino".

Auch aktuelle Musiker spielen eine große Rolle auf den Protesten in Minsk. Neben bekannten Lukaschenko-Kritikern wie dem Rocksänger Ljawon Wolski, der mit Auftritten die Proteste unterstützt, haben auch bisher unpolitische Künstler ihre Stimme zum ersten Mal erhoben. NaviBand, eine beliebte Indie-Folk-Band, sprechen sich für friedliche Proteste aus und haben zwei Songs zur Unterstützung geschrieben. Ende August erschien ihr Song "Dewotschka w belom" ("Mädchen in Weiß") über die Frauenproteste.

Einklang von Protesten und Musik

Galina Ozeran hofft, dass der Einklang zwischen Protestbewegung und Musik für mehr Aufmerksamkeit sorgt: "Belarus braucht dringend Unterstützung - finanziell, aber auch moralisch." Eine Einschätzung, wie es in ihrem Heimatland weiter gehen wird, möchte sie nicht geben - aber sie hofft auf den von allen herbeigesehnten Wandel: "Alle lebten in einer illusorischen Stabilität. Nun sind die Belarussen endlich aufgewacht, es ist ein starkes Volk und der Weg wird noch lang und schwer sein, aber ich hoffe, dass alles gut wird."

Sendung: Inforadio, 31.08.2020, 15:55 Uhr

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