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Berufseinstieg als Hochzeitsplanerin: "Ich bin das, was viele Menschen unter einer Trauzeugin verstehen"

Berufseinstieg als Hochzeitsplanerin "Ich plane sogar, um wie viel Uhr die Torte angeschnitten wird"

Viktoria Fischer-Etzel organisiert den für viele Paare wichtigsten Tag ihres Lebens. Hier erzählt die Hochzeitsplanerin, warum sie manchmal Träume platzen lassen muss.

Aufgezeichnet von Larena Klöckner

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Der Start ins Arbeitsleben ist aufregend, anstrengend - und oft ganz anders als geplant. In der Serie "Mein erstes Jahr im Job" erzählen Berufseinsteiger:innen, wie sie diese Zeit erlebt haben. Diesmal: Viktoria Fischer-Etzel, 29, arbeitet seit April als selbstständige Hochzeitsplanerin in Erlangen.

Mein erstes Jahr im Job

Alle bisherigen Folgen von "Mein erstes Jahr im Job" finden Sie auf unserer Serienseite. Sie haben Ihren Berufseinstieg selbst gerade hinter sich und möchten uns davon erzählen? Dann schreiben Sie uns an spiegel-start@spiegel.de .

"Die Vorstellung vieler Paare von ihrer Hochzeit passt häufig nicht mit dem Budget zusammen, das ihnen zur Verfügung steht. Ich muss daher gleich zu Beginn den Realitätscheck machen und sagen, was machbar ist und von welcher Erwartung man sich leider verabschieden muss. Das ist neben all der organisatorischen Arbeit - wie die Suche nach einer Location, einer Band oder einem Caterer - ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Hochzeitsplanerin, um Enttäuschungen möglichst klein zu halten.

Meine eigene Hochzeit habe ich ganz allein geplant. Als ich nach einem Jahr mit allem fertig war, wollte ich gleich weiterplanen - während andere Freunde mir erzählten, dass sie nach der ganzen Organisation fix und fertig waren. Ich hingegen war Feuer und Flamme. Geheiratet habe ich 2018. Bis ich mich als Hochzeitsplanerin selbstständig gemacht habe, vergingen jedoch noch ein paar Jahre.

"Dass ich gut darin bin, Hochzeiten zu planen, wusste ich bereits von meiner eigenen."

Mein Werdegang ist ziemlich chaotisch. Nach der Realschule startete ich meine kaufmännische Ausbildung und machte nebenbei meine Fachhochschulreife. Zwei Jahre lang habe ich dann als Assistentin in der Museumsleitung gearbeitet. Ich organisierte Vernissagen und Veranstaltungen, hatte also schon Überschneidungen mit dem, was ich heute als Hochzeitplanerin tue.

Danach folgten weitere Stationen: ein Studium der Sozialwissenschaften, Praktika in der Medienbranche und im Ausland und schließlich eine Stelle im Reisebüro. Während meiner Arbeit dort entschied ich mich für eine Weiterbildung als Eventmanagerin per Fernstudium an einem Studieninstitut für rund 2000 Euro und hängte eine Spezialisierung als Hochzeitsplanerin dran - für noch mal rund 600 Euro.

Außenwirkung ist besonders wichtig

Dass ich gut darin bin, Hochzeiten zu planen, wusste ich bereits von meiner eigenen. Was ich jedoch nicht wusste, war, wie viel man bei einer Gründung beachten muss. Ich habe mir daher Unterstützung durch ein Coaching geholt. Wie baue ich eine gute Webseite auf? Wie funktioniert das Marketing?

Die Außenwirkung ist für mich als Hochzeitsplanerin besonders wichtig. Meine Website muss meine Persönlichkeit widerspiegeln. Denn: Spricht einen die Website nicht an, bucht man die Person nicht, das ist ganz einfach. Generell spielt meine Persönlichkeit eine große Rolle in dem Beruf. Es ist wichtig, dass die Chemie zwischen Planerin und Brautpaar passt. Das Paar vertraut mir immerhin den wichtigsten Tag ihres Lebens an.

Das Vorgespräch ist daher sehr wichtig und findet kostenlos in Präsenz statt. Hier werden über konkrete Vorstellungen gesprochen - und darüber, ob sie realistisch sind. Im Durchschnitt geben meine Paare für ihre gesamte Hochzeit rund 25.000 Euro aus.

"Ich plane sogar, um wie viel Uhr die Hochzeitstorte angeschnitten wird."

Nach einer Zusage ist der erste Schritt immer die Suche nach der Location. Ich schaue, welcher Stil gewünscht ist, welche Locations in der angegebenen Anfahrtszeit liegen und ob der Ort für die Anzahl der Gäste geeignet ist. Angelehnt an dem Designkonzept wird nach der Deko geschaut, die Floristik geplant, die Papeterie - also etwa Einladungen, Menükarten und Namenskärtchen - abgestimmt.

Auch sonst bin ich für alles zuständig, was organisatorisch zu einer Hochzeit dazu gehört: Wann beginnt der Sektempfang, wird der Zeitplan eingehalten. Ich plane sogar, um wie viel Uhr die Hochzeitstorte angeschnitten wird.

Bei Fotos und Musik nicht sparen

Nicht selten heben die Paare ihr Anfangsbudget noch einmal nach oben an. Etwa, wenn die gewünschte Location doch mehr als anfangs eingeplant kostet. Eigentlich werden die Kosten zu Beginn schon festgelegt. Ich spreche mit den Paaren genau ab, wie viel ich wofür ausgeben soll. Wollen sie eine dreistöckige Hochzeitstorte mit vielen Verzierungen - oder reicht eine einfachere Variante? Das sind Dinge, bei denen man sparen kann. Nur niemals bei den Fotografen oder bei der Musik. Denn die Fotos bleiben ein Leben lang und an die Stimmung werden sich alle erinnern.

Seit April plane ich hauptberuflich Hochzeiten in Teilzeit. Für die Hochzeitssaison im nächsten Jahr sind es aktuell vier Hochzeiten. Ich habe also noch Kapazitäten, da ich im Jahr zwischen fünf und sieben Hochzeiten planen möchte - das ermöglicht mir eine gute Vereinbarkeit von Job und Familie. Bezahlt werde ich immer pro Auftrag und nicht nach Arbeitsstunden. Eine komplette Hochzeitsplanung kostet in der Branche aktuell zwischen 4.000 und 5.000 Euro. In diesem Rahmen bewege ich mich auch, natürlich immer je nach Aufwand. Im Schnitt plane ich um die 80 bis 100 Stunden für eine Hochzeit ein, auch wenn das natürlich variiert und man routinierter wird. Ein regelmäßiges Einkommen habe ich aktuell nicht.

Mehr Folgen von "Mein erstes Jahr im Job"

Nach einem Jahr Planung freue ich mich schon sehr, am Tag selbst die Ansprechpartnerin für alles zu sein. Ich werde die Erste an der Location sein, alle Dienstleister koordinieren und zusehen, dass alles glattläuft. Das oberste Ziel wird dabei sein, dass das Brautpaar absolut nichts von dem Stress mitbekommt.

Ich mag es, dass ich so nah dran bin. Das ist wie eine Freundschaft auf Zeit mit dem Hochzeitspaar. Schließlich bekomme ich auch den Stress rund um die Hochzeit mit. Hier versuche ich zu schauen, dass das Brautpaar im Mittelpunkt bleibt. Meinen Beruf beschreibe ich oft so: Ich bin das, was viele Menschen unter einer Trauzeugin verstehen. Nur mache ich all das, was für eine Trauzeugin allein viel zu viel wäre."

Wie wird man Hochzeitsplaner:in?

Hochzeitsplaner:in ist in Deutschland kein geschützter Beruf. Viele Institute und Fernuniversitäten bieten jedoch Kurse und Weiterbildungen an. Es gibt auch mehrstufige Ausbildungen, in denen zunächst Eventmanagement gelernt und im Anschluss das Berufsbild Hochzeitsplaner:in vermittelt wird. Diese Kurse beinhalten oft Module zur PlanungundOrganisation, zu Kommunikation und Verhandlung, sowie zu rechtlichen und geschäftlichen Aspekten der Hochzeitsplanung. Am Ende bekommt man entweder ein vom Kursanbieter ausgestelltes Zertifikat oder ein Abschlusszertifikat der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Sowohl Dauer als auch die Kosten können hier zwischen einigen hundert bis hin zu einigen tausend Euro stark variieren. Insbesondere individuelle Coachings, die es auch gibt, fallen deutlich teurer aus. Die Kosten für die Ausbildung können unter bestimmten Umständen steuerlich abgesetzt werden.

Viele Hochzeitsplaner:innen arbeiten selbstständig und haben ein Unternehmen oder ein Kleinunternehmen angemeldet. Auch die Bandbreite der angebotenen Dienstleistungen kann erheblich variieren. Einige Hochzeitsplaner:innen bieten umfassende Planungsdienste an, während andere sich auf bestimmte Bereiche wie Dekoration oder Catering spezialisieren.

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