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FU-Studie: Mütter wählen grüner

Bei welcher Partei am Wahltag das Kreuz gesetzt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Bei Frauen mit jungen Kindern offenbar vermehrt davon, wie sie mit Blick in die Zukunft auf die Klimakrise schauen. Das zeigt eine neue Studie der Freien Universität (FU), die sich das Wahlverhalten von Frauen und Männern mit und ohne Kindern angeschaut hat.

Die bisher unveröffentlichte Studie berücksichtigt das Wahlverhalten von insgesamt 4481 Wähler*innen im Jahr 2017 und 2021. Sie basiert auf Daten, die das GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und die Deutsche Gesellschaft für Wahlforschung vor und nach jeder Wahl erheben. Neben geschlechtsspezifischen Effekten werden die Befragten im Alter von 25 bis 55 Jahren in drei Kategorien unterteilt: kinderlos, mit Kindern zwischen null und zehn Jahren sowie mit Kindern im Alter von elf bis achtzehn Jahren.

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Das neue Papier zeigt, dass die Wahlentscheidung von Müttern mit jungen Kindern bei der Bundestagswahl 2021 vor allem durch Klimasorgen beeinflusst wurde. So zeigen diese eine um acht Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit auf, die Grünen zu wählen, als es bei kinderlosen Frauen der Fall ist. Grund für diese Entscheidung sei das Programm der Grünen, welches diese Sorgen mehr als andere Parteien adressiere, heißt es.

Der Klima-Effekt, der die Wahlentscheidung von jungen Müttern wesentlich beeinflusst, sei bei der Bundestagswahl 2017 noch nicht zu sehen gewesen. Die Sorge von Müttern über die Klimaentwicklungen sei in den letzten Jahren gestiegen. „Wer Kinder großzieht, wählt signifikant anders. Im Gegensatz zu traditionellen soziodemografische Faktoren wie Bildung, Religionszugehörigkeit und Alter spielt Elternschaft in der Wahlforschung aber eine noch eher untergeordnete Rolle", erklärt FU-Professorin Céline Teney, die gemeinsam mit Stephan Dochow-Sondershaus die Studie durchgeführt hat.

Keine Elterneffekte bei Vätern von jüngeren Kindern

Doch wie wirkt sich der Klima-Effekt auf die Wahlentscheidung von Vätern aus? Das Wahlverhalten von Männern mit Kindern unter 11 Jahren unterscheidet sich nicht von dem der kinderlosen Männer. „Bis zu einem gewissen Grad liegt das wohl daran, dass sie weniger als Frauen zu Parteien des linken Spektrums neigen", so Teney. Die Studienergebnisse für Männer mit Kindern im Teenageralter deuten sogar auf einen negativen Effekt der Stimmabgabe für die Grünen im Jahr 2021 hin.

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Allgemein spielen zukunftsorientierte Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Bildung und Gesundheit im Leben eines Elternteils eine größere Rolle. So etwa allgemeine soziale Herausforderungen. „Mütter junger Kinder zeigten an der Wahlurne aber keine erhöhten Sympathien für die klassische ‚Fürsorgepartei' SPD", erklärt Teney.

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