Ty Hobson-Powell, 25, kämpft gegen institutionalisierten Rassismus und Polizeigewalt. Während der Black-Lives-Matter-Proteste diesen Sommer ging er mit auf die Straße und gründete eine Organisation, die Concerned Citizens of D.C.. Dass Trump-Anhänger*innen das Kapitol angreifen konnten, ist für ihn ein Zeichen von White Privilege.
ze.tt: Ty, wie ging es dir, als du die Bilder des Angriffs auf das Kapitol am Mittwoch gesehen hast?
Ty Hobson-Powell: Ich war wütend. Ich stand im Juni 2020 auf dem Black Lives Matter Plaza vor dem Weißen Haus, als Donald Trump die Nationalgarde geschickt hat, um uns mit Gummigeschossen und Tränengas zu beschießen. Nur weil er einen Fototermin vor einer Kirche wahrnehmen wollte. Wir haben an dem Tag für unsere Grundrechte protestiert, wie es uns laut dem ersten Zusatzartikel der Verfassung zusteht. Wenn ich das jetzt gegenüberstelle: Wie die Polizei auf meine Kolleg*innen und Freund*innen reagiert hat - und wie auf eine Truppe weißer Trump-Anhänger*innen, die ohne Maske das Kapitol stürmen, während der Senat tagte - ist das sehr frustrierend. Ich bin überzeugt: Wären das am Mittwoch Schwarze Menschen gewesen, hätte es deutlich mehr Opfer und Festnahmen gegeben. Sie hätten es wahrscheinlich gar nicht erst bis ins Gebäude geschafft. Schwarze Menschen werden noch immer ganz anders von der Polizei kontrolliert und behandelt als weiße. Das ist am Mittwoch wieder deutlich geworden.
ze.tt: Hast du damit gerechnet, dass es so weit kommen würde?
Ty Hobson-Powell: Um überrascht zu sein, muss etwas passieren, dass man nicht erwartet hätte. Das hier war erwartbar: Der Präsident hatte die Proteste, die von konservativen Politikexpert*innen und Wortführer*innen hochgeschaukelt wurden, auf Twitter beworben. Ich habe einigen Leuten vorab gesagt: Wenn all diese Anhänger*innen von hier nach Washington, D. C. kommen, wird irgendwas Verrücktes passieren.
ze.tt: Wird die Attacke auf den Kongress nachhaltigen Einfluss auf Schwarze Menschen haben?
Ty Hobson-Powell: Definitiv. Es hinterlässt Spuren, wenn man Videos auf Twitter sieht, bei denen Polizist*innen die Trump-Anhänger*innen durch Absperrungen lassen und Selfies mit ihnen machen. Wenn diese Menschen das Kapitol stürmen kann - was können sie dann noch tun? Auch die Tatsache, dass White Supremacists Kompliz*innen in höchsten Regierungskreisen haben, ist traumatisierend. Donald Trump hat stundenlang zu den Geschehnissen geschwiegen. Ja, Joe Biden und Kamala Harris haben die Wahl gewonnen. Aber es gibt noch die andere Hälfte der Wähler*innen und die ist gerade sehr in Rage.
ze.tt: Es gibt viele Menschen, die sagen, was am Mittwoch passiert ist, sei unamerikanisch.
Ty Hobson-Powell: Das glaube ich nicht. Es war zutiefst amerikanisch. Wir haben in der Vergangenheit schon oft gesehen, dass weiße US-Amerikaner*innen das Gefühl haben, über den Regeln zu stehen. Weiße Mobmentalität ist nichts Neues in den .