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Schöner als das Ideal

Die Keramikkünstlerin Viola Hänsel fertigt Vasen, die den weiblichen Körper abbilden - mit allen angeblichen Schwächen.

Töpfern und kein Ende: Das Revival der selbstgemachten Keramik, vor sehr langer Zeit mal als plumpes Accessoire für Ökofans verschrien, hält an - was kein Wunder ist in Zeiten der Pandemie. Viel Zeit zu Hause, da boomen die guten alten Hobbys. Die Zeitschrift Freundin ließ neulich raunend und mit etwas Verspätung wissen, die Wirkung beim Arbeiten mit Ton sei so "ähnlich wie bei einer Meditation". Und immer neue Bücher nähren die Illusion, jeder könne zu Hause im Handumdrehen zum Kunsthandwerker werden, schicke Instagram-Posts inklusive.


Bei Viola Hänsel liegt die Sache anders. Der Keramikkünstlerin aus Berlin geht es weniger um eingängiges Gestalten, sondern um eine Botschaft: Sie fertigt Vasen aus Ton, die Ausschnitte des weiblichen Körpers abbilden, realistisch oder fantasievoll verfremdet. Meistens sind es Torsi mit Brüsten, die eben nicht den Standards des herrschenden Schönheitsideals entsprechen, sondern so aussehen wie in der Wirklichkeit: mal groß, mal mittelgroß oder klein, straff oder nicht mehr wirklich fest, mit großen oder kleinen Brustwarzen. Mit diesem Projekt namens "Power Pottery" möchte die 30-Jährige zeigen: Frauenkörper sind vielfältig. Und es gibt weit mehr Varianten als das genormte Bild der jungen, weißen, schlanken Frau mit perfekter Figur.


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