"Stranger Things 4"
Die vierte und vorletzte Staffel der Netflix-Erfolgsserie Stranger Things wendet sich dem abgründigsten aller Sujets zu: der Seelenwelt pubertierender Teenies. Einige der Figuren müssen mit ihren Traumata klarkommen und alle mit der Realität des High-School-Lebens: Freaks and geeks treffen auf mean girls und prügelfreudige jocks. Das verlangt den Jungstars ab, ihren Charakteren emotionale Tiefe zu verleihen - eine Aufgabe, an der sie mit Ausnahme von Sadie Sink krachend scheitern. Ihre Schuld ist das allerdings nicht, denn der Bricolage-Ansatz der Showrunner Matt und Ross Duffer - einfach mal alle von Blockbustern etablierten Klischees und Tropen an die Wand werfen, es wird schon was hängenbleiben - erlaubt ihnen nicht, jenseits etablierter Archetypen nuancierte Figuren zu entwerfen.
Zudem das High-School-Drama nach den ersten der sieben Episoden - zwei weitere folgen als Serienabschluss im Juli - dann auch schnell wieder Schluss macht mit zwischenmenschlichen Zerwürfnissen und Carrie-Referenzen. Stattdessen werden mehrere Fronten eröffnet: ein Gefangenenlager in Kamtschatka, eine mordende Militäreinheit, eine Hochsicherheitsanlage in Nevada, die von der satanic panic ergriffenen Erwachsenen der Stadt Hawkins und, eh klar, die Schattenwelt. In dieser wird eine Geschichte von der Wiederkehr des Verdrängten erzählt oder besser gesagt dem Publikum eingehämmert. Denn die Duffers scheinen diesem nicht zuzutrauen, einfachste Metaphern von alleine zu verstehen. Stranger Things will sich mit viel (Körper-)Horror einen gereiften Anstrich geben. Es bleibt vorerst bei dem Versuch. (Kristoffer Cornils)
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