Somit grenzt sich Çoban einerseits von Labels ab, die sich rein darauf spezialisieren, die Musik von berühmten türkischen Künstlern wie Barış Manço, Selda Bağcan, Erkin Koray und anderen möglichst originalgetreu neu erfahrbar zu machen und betont andererseits, sich vor allem auf Veröffentlichungen zu konzentrieren, die direkt aus der Türkei kamen. Was wiederum nicht heißt, dass Arsivplak sich stilistisch einschränken würde. "Ich sammle seit über 25 Jahren Platten - Anadolu Pop, Pop, Rock, Folk, Jazz - aus den Jahren 1962 bis 1989, dem Jahr, in dem zum letzten Mal in der Türkei Vinyl gepresst wurde", erklärt Çoban. "Heutzutage ist das unmöglich, weil türkische Musik so einen Popularitätsschub bekommen hat, damals aber interessierte sich niemand für Schallplatten."
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
Feature
Arsivplak - Vergangenheit, neu aufgelegt - Deutsch (HHV.de Mag)
Schon der Name deutet an, worum es Volga Çoban mit seinem Label im Kern geht: "arşiv" bedeutet "Archiv", "plak" heißt "Schallplatte". Doch handelt es sich bei Arsivplak nicht ausschließlich um ein reines Reissue-Imprint, das rare Alben und Singles von Özdemir Erdoğan, Şenay und Grup Bunalım möglichst originalgetreu wieder auflegt. Denn unter dem Namen Arşivplak (mit ş) veröffentlicht der selbsternannte "Amateurmusiker, Drummer und Besitzer eines MiniKorg 700S" auch Edits und Neuinterpretationen türkischer Folk-, Funk-, Disco-, Pop- und Rock-Songs. Am Anfang stand im Jahr 2012 die EP "Turkish Disco Folk Volga Nehri". "Derdiyoklar İkilisi haben den Disco Folk erfunden", erklärt Çoban mit Verweis auf das legendäre Duo, die mit ihrem wilden Sound maßgeblich die rückblickende Rezeption der Musik türkischer Gastarbeiter*innen in der BRD prägten. "Ich habe nur das Wort ›Turkish‹ ergänzt."
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