Bereits im Jahr 2000, mehr aber noch zwei Jahrzehnte später wird den meisten Zuschauer*innen womöglich gar nicht bewusst gewesen sein, dass die Urheberin des Stücks selbst ein Cameo in der Kleinstadtwelt der Gilmores hat: In der zweiten Staffel eröffnet die latent genervte Sophie Bloom einen Musikalienhandel in der Stadt und wird im sechsten Serienjahr von Lane und ihrem Freund Zack dafür eingespannt, den beiden ein paar Songwriting-Kniffe zu zeigen. Denn Bloom, so stellt sich heraus, ist eigentlich eine bekannte, nur eben in die Jahre gekommene Komponistin, die ihre erfolgreichsten Tage hinter sich hat. In einer Show voll verwinkelter und nicht gerade zimperlicher Anspielungen ist das vielleicht die dreisteste. Denn Bloom wird von Carole King gespielt, die eben nicht nur für den Titelsong für "Gilmore Girls" - übrigens eine Neuaufnahme mit ihrer eigenen Tochter Louise Goffin - verantwortlich war, sondern weit über hundert Welthits geschrieben hat.
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
Rezension
Records Revisited - Carole King - Tapestry (1971) (HHV.de Mag)
Als im Herbst 2020 die TV-Serie "Gilmore Girls" ihr 20. Jubiläum feierte, nutzten Hunderttausende die Gelegenheit für einen erneuten Abstecher nach Stars Hollow und wurden Folge für Folge nach der ersten Szene mit immer denselben Worten begrüßt: "Where you lead / I will follow...". Es sind Worte wie ein Nachhausekommen nach langer Zeit. Spätestens irgendwann in der dritten Staffel wird vermutlich das Großteil des Publikums schon wieder darüber froh gewesen sein, dass Netflix eine Funktion zum Skippen des Intros anbietet. Denn "Where You Lead" ist ein Ohrwurm, und zwar ein hartnäckiger. So ein Song, der wenn er einmal drin ist, nicht so schnell wieder weggeht. Großer Pop, im Guten wie im Schlechten.