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Weiß, Vollmilch oder Zartbitter: Welche Schokolade ist gesünder?

© Quelle: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild

Pur, mit Nüssen, als Tafel, Osterhase oder Praline - bei Schokolade sind der Vielfalt kaum Grenzen gesetzt. Natürlich gibt es persönliche Vorlieben, aber ehrlich gesagt: Gut schmeckt die schmelzende Süßigkeit eigentlich immer. Was die Wirkung auf den Körper angeht, gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten. Welche Schokolade ist also gesünder, und welche sollte man eher meiden?

Die schlechte Nachricht für Schokoladenfans zuerst: Unverzichtbar für die Gesundheit ist Schokolade in keiner ihrer Varianten. Zwar gebe es einige Inhaltsstoffe, die möglicherweise eine gesundheitsfördernde Wirkung haben könnten, erklärt der Ernährungsforscher Stefan Kabisch von der Berliner Charité. Diese seien aber auch in vielen anderen Lebensmitteln enthalten. „Man kann problemlos ganz ohne den Genuss von Schokolade ein gesundes Leben führen", so der Studienarzt.

Wer herausfinden will, ob eine Schokolade eher gesund oder eher ungesund ist, sollte vor allen Dingen auf das Verhältnis von drei wesentlichen Bestandteilen achten: Fett, Zucker und Kakao. Verkürzt lässt sich sagen: je mehr Zucker, desto ungesünder die Schokolade - je mehr Kakao, desto gesünder, aber auch desto mehr Fett. Da dunkle Schokolade mehr Kakao und weniger Zucker enthält, kann sie als gesünder gelten als hellere Schokoladensorten. Allerdings: Sie hat auch mehr Kalorien.

Weiße Schokolade hat bis zu 100 Kilokalorien mehr pro Tafel

Anders als bei vielen anderen Lebensmitteln täuscht bei Schokolade der Blick auf die Energiewerte auf der Packung bei der Frage, welche Sorte besser für die Gesundheit ist. Der Grund: „Ein Gramm Fett hat neun Kilokalorien, ein Gramm Zucker vier", erklärt Claudia Krüger vom Verband der Diätassistenten (VDD). Das Ergebnis: Weiße Schokolade hat bis zu 100 Kilokalorien mehr pro 100 Gramm als eine dunkle Schokoladentafel.

Warum ist die dunkle Schokolade trotzdem gesünder? „Reiner Zucker hat für den Körper keinen Nutzen, aber in den Kakaofetten sind durchaus nützliche Bestandteile enthalten", erklärt Ernährungsforscher Kabisch. Entscheidend seien dafür die ungesättigten Fettsäuren. „Kakaobutter ist nicht das gesündeste Pflanzenfett, aber es enthält zumindest einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren", erklärt der Ernährungsforscher.

Ein anderer Grund, warum dunkle Schokolade gesünder ist, liege darin, dass der Kakao nicht so stark verarbeitet sei wie bei hellen Sorten, also noch in etwas ursprünglicherer Form enthalten sei, erklärt der Mediziner. Ein Vorteil für die „guten" Bestandteile der Schokolade.

Polyphenole: Dunkle Pflanzenfarbstoffe sind gesund

„Die Kakaobohne enthält um die 400 verschiedenen Inhaltsstoffe, die Gesundheitsaufgaben übernehmen", sagt Diätassistentin Krüger. Dazu zählten neben den ungesättigten Fettsäuren auch Mineralstoffe und Eiweiße sowie eine Vielzahl an Polyphenolen.

Dabei handelt es sich um eine große Gruppe von sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Wie genau jede einzelne Verbindung im menschlichen Körper wirkt, sei wegen der riesigen Bandbreite der Substanzen nicht genau festzustellen, sagt Kabisch. Als Gruppe könne man aber davon ausgehen, dass Kakao-Polyphenole in üblicher Zufuhrmenge insgesamt gesund sind.

Polyphenole zählen zu den Antioxidantien. Sie schützen vor freien Radikalen, die Zellen beschädigen können. Ihnen wird deshalb nachgesagt, dass sie Alterungsprozesse verlangsamen und sogar Krebserkrankungen vorbeugen können. Diese Wirkung im menschlichen Körper ist aber nicht absolut gesichert.

Schokolade könnte Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken

Eine Gruppe der Polyphenole scheint dagegen etwas besser erforscht zu sein: die Flavonoide. Das sind dunkle Pflanzenfarbstoffe, die neben dem Kakao auch im Kaffee, grünem Tee, Beerenobst, Nüssen, Pflanzenölen oder Wein enthalten sind. Sie scheinen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Dies deckt sich auch mit einer Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung von 2010, bei der Menschen täglich dunkle Schokolade zu sich nahmen: „Man hat gesehen, dass das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle um fast 50 Prozent reduziert ist", sagt Krüger. Allerdings betont die Diätassistentin: „Die Teilnehmer bekamen nur sieben Gramm Schokolade pro Tag - das entspricht etwa einem Stück." Eine gesundheitsfördernde Wirkung von Schokolade kann also nur erwarten, wer sehr geringe Mengen verzehrt. Und auch hier hat die dunkle Schokolade wieder einen Vorteil: „Niemand würde drei Tafeln davon essen, weil es einfach zu bitter schmeckt - die Dosis limitiert sich quasi von selbst", sagt Kabisch.

Schokolade und die Psyche

Wie sieht es dagegen mit der Wirkung auf die Stimmung aus? Schließlich heißt es, Schokolade mache glücklich. Kakao enthält den Stoff Theobromin, der zu den psychoaktiven Substanzen zählt. Der Bitterstoff ist in seiner Struktur verwandt mit Koffein und wirkt daher auch anregend auf das Nervensystem. Ob die in der Schokolade enthaltene Menge für einen spürbaren Effekt ausreicht, ist aber fraglich.

Ähnlich verhält es sich mit biogenen Aminen, die ebenfalls in der Kakaobohne enthalten sind. Es handelt sich um Baustoffe von Neurotransmittern, sodass eine Wirkung auf Verhalten und Psyche sowie auf den Serotoninstoffwechsel denkbar sei, erklärt Kabisch. Studien zum Thema seien aber mit Vorsicht zu genießen. So hätten Beobachtungen ergeben, dass Menschen, die Schokolade essen, tendenziell glücklicher seien. Dies könne aber auch daran liegen, dass sie ein höheres Einkommen hätten und sich deshalb mehr Schokolade leisten konnten. „Es gibt zu viele Störfaktoren, sodass sich keine sauberen Ergebnisse herausarbeiten lassen", sagt der Ernährungsforscher. Hinzu komme, dass solche Studien häufig von Schokoladenherstellern in Auftrag gegeben werden.

Die gesundheitlich wirklich relevanten Aspekte von Schokolade halten sich also in Grenzen. Diätassistentin Claudia Krüger rät deshalb, sich bei der Auswahl und beim Verzehr auf den bewussten Genuss zu konzentrieren. „Will ich einen positiven Effekt haben, muss es mir auch schmecken", sagt die Expertin. Dadurch betreffe die Wirkung nicht nur den Körper, sondern auch das Lebensgefühl. „Denn dann habe ich nicht nur die Inhaltsstoffe, sondern kann meine Schokolade auch mit einem Lächeln essen."

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