Warum der Reisepass noch so neu sei und ob man das weiße Hemd selbst gebügelt habe, möchte die Grenzbeamtin am Terminal 1, Abflugbereich C in Frankfurt gerne wissen. Wer den Koffer gepackt habe und wieso unser Fotograf unbedingt im Wasser fotografieren möchte, auch. Wer ihm denn den Zweitnamen „Amon" gegeben habe und wieso wir zum Surfen überhaupt nach Israel fliegen würden? Wo genau wir uns aufhalten würden und welche Erwartungen wir an diese Reise hegten? Weshalb der Profisurfer Leon Glatzer dafür gerade aus Lissabon angereist sei und wir uns in unseren Antworten nicht besser abgesprochen hätten, kann ich drei Stunden vor Abflug auch noch nicht genau sagen. Dafür aber, dass Israel schon am Check-in beginnt. Dort, wo deine Urlaubsstimmung unter Aufsicht von Maschinengewehren geprüft wird und sich die Menschen in weißen Räumen für dich und die Herkunft deiner intimsten Pflegeprodukte interessieren.
Bar Refaeli, heiliges Land und jahrtausendealte Konflikte. Mehr Fragen als Antworten und Religion als unüberwindbarer Schatten extremer Gefühle. Was man eben so weiß, und natürlich habe ich mein weißes Hemd selbst gebügelt. Aber Israel ist für uns mehr als vorgefertigte Antworten auf hermetisch abgeriegelten Kontrollzwang. Mehr als Stereotypen und viel mehr als eine Destination zum Wellenreiten. Wir hoffen, uns durch diese Sportart Zugang zu Räumen zu verschaffen, die wir unbedingt betreten möchten - zwischen Tel Aviv und Jerusalem, Hebron und Haifa. [...]
In voller Länge erschienen auf: https://sports.vice.com/de/article/wnvny9/hang-loose-zwischen-maschinengewehren-warum-jeder-surfer-m...
Erschienen in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 09.04.2017
Zum Original