Konrad Ringleb

FAS Wirtschaft/Finanzen, Frankfurt

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Rezension

Konzertkritik – Von wegen Lisbeth

Schummriger Dunst, warmes Licht, langes Instrumental-Intro – so beginnt das Konzert der Indieband Von Wegen Lisbeth im Münchner Backstage. „Wir spielen heute alte Songs, mittelalte Songs und auch ein paar neue Banger“, ruft Frontmann Matthias Rohde.

 


Rohde wippt mit der Hüfte, legt seinen Kopf zur Seite, spielt erstmal ein paar ruhige Tracks. Den ersten Jubelsturm gibt es, als „meine Kneipe“ angestimmt wird. Wie so viele Lieder der fünf Männer aus Berlin handelt der Song von Liebe und Trennungsschmerz. Die Zuschauer wippen im Takt, blicken auf zum Quintett mit Schnurrbart und Vokuhila. Von Wegen Lisbeth hat es längst aus der Nische geschafft, die Gruppe ist eine der bedeutendsten Indiebands Deutschlands und wirkt nicht nur musikalisch. Pollunder und Caps, wie sie die Band trägt, finden sich auch im jungen Publikum. 

 

Als Schülerband startete Von Wegen Lisbeth 2006 in Berlin. Mittlerweile haben fast 50 Millionen Menschen ihren bekanntesten Song „Wenn du tanzt“ auf Spotify gestreamt. Und als der Refrain „Dass diese Welt nicht zusammenfällt, liegt nur allein an deinen Beinen“ erklingt, tanzt auch der letzte Zuschauer im Backstage. Die Band spielt sowohl mit ihren Texten als auch mit den Instrumenten, setzt eine Schelle ein, klopft aufs Xylofon und spielt Gameboy-Sounds live in die Tracks. Das Publikum freut‘s. Wenn alte Hits gespielt werden, singt ein weiblich geprägter Chor laut mit und hilft Rohde bei kurzen Atemlücken. Das blaue Shirt des Gitarristen ist nun dunkelblau, auch die Haare der Zuschauerinnen kleben an der Schläfe.

 

Könnte man sich einen Münchner Kulturraum malen, in dem diese Band auftritt; es wäre das Backstage. Schon nach wenigen Tagen war das Konzert ausverkauft, durch die kleinen Tribünen des Raums wird es heimelig. Und als die Band nach zwei Stunden ihre letzte Zugabe mit dem Song „Elon“ spielt, da kommen auch alle auf ihre Kosten, die wegen der neuen Hits hier sind. 


Erschienen unter "Heimelig" im Münchner Merkur, Ausgabe 10. November 2023