Lauter und linker will der neue Bundesvorsitzende Philipp Türmer die Jusos machen - und geht dabei scharf Kanzlergenossen Scholz und die Ampel an. Die Jungen sind wieder wild. Na endlich, kommentiert Kira von der Brelie. Wer sollte die SPD sonst an ihre sozialdemokratischen Grundsätze erinnern?
Angetreten ist Philipp Türmer mit dem Wort „Mut", ein anderes Wort scheint dieser Tage aber besser zu passen: „Wut". Denn der frisch gewählte Juso-Bundesvorsitzende ist sauer. Da wird die deutsche Regierung schon von einem SPD-Bundeskanzler angeführt - und dann verrät dieser einfach seine sozialdemokratischen Grundsätze und fordert „Abschiebungen im großen Stil", so Türmer.
Die Wut ist gut. Wer, wenn nicht die Jusos, sollte die SPD an ihre sozialdemokratische Heimat erinnern? Die, deren Haltung nicht im ständigen Kompromisse-Finden mit FDP und Grünen aufweicht. Lauter und linker sollen die Jusos werden, will Türmer.
Er argumentiert für Verteilungsgerechtigkeit, gegen Kapitalismus und für eine soziale Klimapolitik, will dem Rechtsruck in der Gesellschafteinen deutlichen Linksruck entgegensetzen. Das sind in sozialdemokratischen Kreisen keine überraschenden Forderungen. Wann hat man so was zuletzt von Kanzler Scholz gehört?
Keine Realitäten ohne UtopienDem SPD-Nachwuchs könnte kaum etwas Besseres passieren. Unter der ehemaligen Vorsitzenden Jessica Rosenthal war es - verglichen mit dem Aufwind, den Vorgänger Kevin Kühnert gebracht hatte - ruhig geworden. Der linke Aufstand blieb aus, manch einer nannte sie „handzahm". Höchste Zeit, dass die Jusos wieder laut werden.
Das zeigen auch die Worte der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken, die beim Bundeskongress darauf hinweist, dass Migration eben auch Regeln bräuchte. Denn neben den Realitäten, die Regieren mit sich bringt, braucht es so dringend die Visionen. Visionen, die sich teils nicht eins zu eins umsetzen lassen.
Aber wo kämen wir denn hin ohne eine Idee von einer besseren Zukunft? „Lasst uns gemeinsam mutig sein, lasst uns die Verteilungsfrage so laut stellen, dass sie niemand überhören kann", mit diesen Worten schloss Philipp Türmer seine Antrittsrede. Gut, dass die Jusos wieder eine Idee haben.
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