Kim Torster

Freie Journalistin, Bremen

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Streifenpolizist: "Ich habe Freunde verloren, weil ich diesen Job mache"

Die Polizei soll helfen und vermitteln – viele sehen ihre Arbeit aber auch kritisch. (Symbolbild) © David Inderlied/​dpa

Felix, 26, ist aus Sachsen nach Berlin gezogen, um Polizist zu werden. Dort verdient er 3.200 Euro – und bekämpft neben Verbrechen auch Vorurteile gegen seinen Beruf.

Mein Job


Beruf: Seit mehr als zwei Jahren bin ich im Südwesten als Streifenpolizist unterwegs und kümmere mich dabei um alle möglichen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten: Von Verkehrsunfällen über Ladendiebstähle und Bedrohungen bis zu Tötungsdelikten ist alles dabei. Wir sind in der Regel die Ersten, die am Einsatzort eintreffen. Das heißt, dass ich mich schnell auf viele neue Situationen und Menschen einstellen muss. Im idealen Fall hat man in diesem Beruf ein Rechtswissen wie nach dem Jurastudium, eine Ausdauer wie beim Leistungssport, die Empathie eines Psychologen und die Eloquenz einer Deutschlehrerin. Außerdem sollte man sich selbst verteidigen können, für den Fall, dass man angegriffen wird. Die meisten Dienste verlaufen aber ohne solche Attacken. Unser Ziel ist es ja, dass die Lage gar nicht erst eskaliert. Vieles kann man außerdem mit einem guten Auftreten wettmachen: Ich achte beispielsweise darauf, immer Augenkontakt zu halten, deutlich und verständlich zu sprechen oder in angespannten Situationen auch mal eine lockere Bemerkung zu machen.


Ich mache meinen Job sehr gern - vor allem, wenn ich Menschen helfen kann. Wenn ich zum Beispiel eine ältere, demente Dame aufgable und sie zu ihrer zurückbringe: Das ist gut fürs Karma. Oder wenn ich zu einem Fall von häuslicher Gewalt gerufen werde und dann dafür sorge, dass sich das Opfer besser fühlt, weil ich den mutmaßlichen Täter der Wohnung verweise. Das sind in diesem Moment sehr effektive Maßnahmen, weil es den Menschen auch die Möglichkeit gibt, sich zu sammeln und die nächsten Schritte zu durchdenken. Oder wenn ich in einem familiären Konflikt helfen kann: Manchmal sind Eltern einfach überfordert oder das Kind haut immer wieder ab. Ich bin in diesen Momenten vor allem Vermittler - weil ich noch recht jung bin, komme ich mit Jugendlichen oder Kindern gut klar. Immer, wenn ich dann einen Einsatz verlasse und denke: Jetzt ist die Lage besser als vorher und ich habe als Polizist dazu beigetragen - dann gehe ich glücklich nach Hause.

Natürlich gibt es auch Situationen, die mich frustrieren. Auf Demos zum Beispiel ist die Stimmung gegenüber der oft sehr aufgeheizt. Uns wird immer mal wieder vorgeworfen, dass unsere Maßnahmen nicht rechtmäßig seien. Ich hätte dann manchmal gerne mehr Zeit, um das sachlich aufzuklären. Oft treffe ich aber auch auf Menschen, die sehr uneinsichtig sind. Natürlich ärgert mich das, aber ich nehme das so hin. Etwa die Hälfte meines Dienstes besteht aus Büroarbeit. Dazu gehört zum Beispiel das Schreiben von Anzeigen. Ich mag diese Abwechslung. Für mich ist der Mix aus Schreibtischarbeit und Unterwegssein ideal.


Ausbildung: Nach dem Abitur habe ich angefangen, Werkstoffwissenschaften zu studieren, aber nach zwei Jahren habe ich das Studium abgebrochen. Ich habe gemerkt, dass das nicht dem entspricht, was ich mir für meinen Alltag wünsche. Ich wollte mich neu orientieren und die Polizei sah für mich gut aus: Der Beruf ist abwechslungsreich und bietet langfristig viele Perspektiven - die Behörde ist ja riesig. Im gehobenen Dienst kann man wie ich als Streifenpolizist arbeiten, sich als Sachbearbeiter auf weiterführende Ermittlungen spezialisieren, Führungskraft werden oder in der Aus- und Fortbildung den Nachwuchs und die Kollegen betreuen. Außerdem war mir für meinen zweiten Weg wichtig, etwas zu wählen, das mich finanziell absichert. Auch, damit mich meine Eltern nicht länger unterstützen müssen.


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