Avantgarde-Regisseur Yuval Sharon sprengt Grenzen: In seiner neusten Oper "Hopscotch" spielen 24 Szenen abwechselnd auf engstem Raum in Limousinen und im weiten, öffentlichen von Los Angeles. Da kann bei jedem Ortswechsel etwas schief gehen.
Zuschauer erfahren vier Tage vor der Aufführung, wann und wo sie sich für das Opernexperiment "Hopscotch" einfinden müssen. Wer zu spät kommt, verpasst die Inszenierung. Was unterwegs geschieht und wohin die Reise führt, ist eine Überraschung.
Beispiel "Gelbe Strecke": Los geht's mitten in Downtown Los Angeles - zwischen Art-Deco-Gebäuden, Wolkenkratzern und Passanten auf engen Bürgersteigen. Am Strassenrand parkt eine schwarze Limousine mit verdunkelten Scheiben. Vier Zuschauer sinken in deren Ledersitze. Schon steigt ein Sänger ein, schaut sie kurz an, die Karosse rollt in den Verkehr, er beginnt zu singen.
Vor den Fenstern werden Baustellen, Strassencafes und Wolkenkratzer zur Kulisse. Die Karosse dämpft Grossstadtgeräusche. Schon wenige Minuten später hält die Limousine vor einem Theater. Dort treffen die Zuschauer auf eine Sängerin und ein überraschendes Duett im leeren Zuschauerraum. Zehn Minuten später stehen sie im gleissenden Sonnenlicht und tasten sich leicht benommen die Feuerleiter des Theaters hinunter. Dort warten schon die nächste Limousine und das nächste Abenteuer.
Zuschauer verlieren unterwegs die Orientierung. "Perfekt", sagt Regisseur Yuval Sharon: "So viel Unsicherheit wie möglich ist eigentlich das Ziel. Sobald man unsicher ist, beobachtet man alles mit ganz anderen Augen und mit ganz anderen Ohren. Und dann sieht man die Stadt hoffentlich so, wie man sie nie vorher gesehen hat."