“Wem gehört die Welt?”
“Na, den Menschen, die auf ihr Leben.”
“Wieviele Menschen leben auf der Welt?”
“Sieben Milliarden.”
“Welches Stück Welt gehört dir?”
“Eigentlich… keins. So wirklich…”
Dialog mit einem Sechsjährigen.
Wenn Sie wie ich meinen, dass solche Fragen nur kleine Kinder stellen, dann liegen Sie so falsch wie ich. Die Frage “wem gehört die Welt“ wurde von Matthias Greffrath in der Zeit einmal als “die Zentralfrage des Jahrhunderts” bezeichnet. Des noch jungen Jahrhunderts, denn diese Zeilen stammen aus dem Jahr 2000. Wem gehört die Welt? Und warum ist die Antwort “na, den Menschen, die auf ihr leben” so gründlich daneben und illusorisch? Warum gehört den meisten Menschen in Wirklichkeit kein Stückchen davon?
Greffrath beschäftigt sich in seinem Text mit dem damals neu auf Deutsch erschienen Werk Jeremy Rifkins “Das Verschwinden des Eigentums” (das auch in dieser Zeitung besprochen wurde). Rifkin betrachtet darin die weltweiten Besitzverhältnisse und schafft ein erschreckendes Bild der Welt – und ihrer Zukunft. Es ist die Horrorvision, dass ein paar wenige “Korporationen, Rentenfonds und Superreiche, denen die wirkliche Welt gehört” unter sich Natur, Bilder und Gemälde, digitale Rechte auf Produktionswissen und patentierte Gene aufteilen. Während die meisten anderen Menschen “Eintritt in ihr Leben” bezahlen müssen. Diese Horrorvision können Sie nachlesen, sich Ihre eigene Meinung bilden, ob Sie das für übertrieben halten oder was davon Sie annehmen. Halten wir einfach fest: Die Frage des Sechsjährigen beschäftigt in einem großen Maße Wissenschaftler und Denker unserer Zeit.
Was wollen wir?
Vom Kind können wir Unbefangenheit lernen, seine Gedanken sind noch nicht von den vermeintlichen Selbstverständlichkeiten korrumpiert, die wir als gegeben hinnehmen und kaum hinterfragen. Mit den Augen des Kindes können wir fragen: Was wollen wir? Wem sollte die Welt gehören? Gibt es eine Möglichkeit, der unüberlegten Antwort “den Menschen, die auf ihr leben” etwas näher zu kommen? In welcher Form könnte so etwas gehen?
Die Fragen rund um Besitz und Eigentum beschäftigen seit vielen Jahrhunderten die Philosophen. Mit ihnen verknüpfen sich die Modelle rund um Gerechtigkeit und Markt. Sie sind immer schon stark umkämpft und bleiben es bis heute. Anhänger des Kommunismus finden, dass die Produktionsmittel den Arbeitern und die Felder denen gehören sollten, die sie bestellen. Als Kollektive, Genossenschaften, Kolchosen und so weiter. Andere fanden und finden, dass alles liberalisiert sein sollte, dass der Markt mit seiner unsichtbaren Hand schon das bestmögliche Ergebnis für alle herstellen werde. Dass sich so gar der Hunger aus der Welt vertreiben ließe.