Katrin Hesse

Strategin (Freiberuflich), Speakerin, Dozentin, Musikerin , Hamburg

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Interview

Katrin – Punkmusikerin – Digitale Strategieplanung

ARTIKEL IN DER ABSATZWIRTSCHAFT
von Frank Puscher

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Katrin hat gerade mal wieder ein Self Tracking Gadget bestellt.

Moov heißt es und verspricht, dass man damit nicht nur Schritte
zählen kann, sondern auch messen kann, ob man mit dem
einen Fuß stärker auftritt als mit dem anderen. „Die App dafür
habe ich schon auf dem iPhone, aber das Device fehlt noch.“
Katrin ist allerdings kein Fitness-Junkie. „Ich laufe vielleicht drei
Mal pro Woche, aber nicht besonders ambitioniert. Eher zum
Spaß.“ Den Fitnesstracker – und gleich noch einen zweiten von
einer anderen Firma - hat sie bestellt, weil sie die Technologie
begeistert. Sie will sehen, ob das funktioniert und dann will sich
die studierte Soziologin Gedanken machen, was solche
Erfindungen mit den Menschen machen und wie man sie
eventuell für eine Kampagne einsetzen könnte. Und wenn sie
schließlich die Lust an Moov verliert, dann landet er auf eBay.
„Da ich Early-Bird bestellt habe, kann es sein, dass ich ihn
sogar teurer wieder verkaufe“. Katrin hat den Tracker auf einer
Plattform für Crowdfunding entdeckt.
Zum Zeitpunkt des Gesprächs arbeitete Katrin in Hamburg bei
einer kleinen Agentur namens Robinizers. Sie verantwortete
dort die strategische Planung und Konzeption von Kampagnen
oder gleich ganzen Relaunches. Sie überwachte die inhaltliche
Seite des jeweiligen Projekts, war aber selbst nicht an der
Produktion beteiligt. „Ich weiß, was mit JavaScript machbar ist,
aber ich muss nicht wissen, wie ich das programmiere“.
In einer Welt der strategischen Onlineberatung, die verstärkt
von Betriebswirten und Anzugträgern dominiert wird, ist Katrin
ein Paradiesvogel. Schwarze Lederjacke, blonde
Wuschelmähne und ein 3er BMW Baujahr 1979 sind so retro,
wie es für die Organisatoren des alternativen Stadtfestes
Altonale statthaft wäre, aber für eine Beraterin? „Wir werden
gebucht, wenn Veränderungen stattfinden sollen, da dürfen wir
auch anders auftreten“, lacht Katrin.


Authentizität und Freiheit ist für die Hamburgerin enorm wichtig,
auch um mit den eigenen Energien haushalten zu können. „Ich
kenne einige Leute, die kurz vor dem BurnOut stehen. Bei
vielen Agenturen wird darauf einfach nicht geachtet“. Hinter
vorgehaltener Hand meint sie auch, dass einige Agenturen ihre
Award-Interessen über die Bedürfnisse des Kunden und seiner
Marke stellen.
Katrins Ausgleich besteht vor allem aus Musik. Ihre
Leidenschaft gehört dem Punk- und Indierock. Mit ihrer Band
ClaraBow spielt sie seit 11 Jahren zusammen. Wöchentlich wird
geprobt und alle zwei Monate findet ein Konzert statt. Punk und
Onlinemarketing sind eine in Deutschland eher selten
anzutreffende Mixtur. Aber dieser vermeintliche Widerspruch ist
Katrin egal. „Nennen wir es einfach postmodern“. Auf die Frage,
ob ihre Bandkolleginnen genervt sind, wenn Katrin das
Smartphone zückt, antwortet die Gitarristin: „Eine versteht das,
die anderen beiden eher nicht. Aber das ist egal. Die haben ihre
Zigarette, ich mein Smartphone“.
Trotz dieser enormen Spannbreite, vermittelt Katrin nicht das
Gefühl, auf der Suche zu sein. Sie kann sich auch kaum
vorstellen, etwas anderes zu tun. Etwas Soziales, vielleicht,
aber am besten trotzdem durch den Einsatz ihres Wissens im
Onlinemarketing. Obwohl? Manchmal findet sie doch ein Haar
in der Suppe. „Am Ende ist es bei den meisten Projekten halt
doch nur Werbung. Wir retten keine Leben“.
Den Moov hat Katrin übrigens nie bekommen. Er blieb im Zoll
hängen und war auch mit Original-Dokumenten vom Hersteller
nicht zu befreien. Und das mit dem Leben retten? Vor kurzem
hat Katrin die Robinizers verlassen. Heute arbeitet Sie bei einer
Agentur im Bereich HealthCare.

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