Katja Edelmann

Freie Redakteurin. Kommunikationswirtin (FH), Speyer (Rhein-Neckar)

1 Abo und 2 Abonnenten
Interview

KliBA Heidelberg: Klimaschutzziele? "Ohne konsequente Gesetze schaffen wir das nicht“

Der Plan war, bis 2020 40 Prozent der Treibhausgas-Emission gegenüber 1990 zu reduzieren. Der Anteil der erneuerbaren Energien sollte beim Verbrauch auf 18 Prozent steigen. In den letzten drei Jahren konnte Deutschland keine Tonne CO2 reduzieren. Das KliBA-Magazin Energie vor Ort fragte Dr. Martin Pehnt, Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) Heidelberg, woran das liegt und was Staat, Kommunen und Bürger tun können.
Herr Pehnt, seit den Sondierungsgesprächen wissen wir, dass Deutschland die Klimaschutzziele bis 2020 nicht erreichen wird. Wer trägt die Schuld?
Die Klimaziele erfordern einen grundlegenden Umbau unseres Energie- und Konsumsystems. Das ist ein Transformationsprozess, der nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist. Die erste erfolgreiche CO₂-Reduk- tion in den 1990ern kam durch den Zusammenbruch der Industrie in der DDR und die anschließende Modernisierungswelle. Jetzt sind wir mitten in der Energiewende und steigen gleichzeitig aus der Atomenergie aus. Die dritte Phase muss sich nun anschließen und in eine solare, sparsame Zu- kunft führen. Nehmen Sie allein die Kohlekraftwerke: Sie sind für ein Vier- tel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Da hilft nur der Kohleausstieg.
Energie vor Ort: Warum fällt der Abschied so schwer?
Kraftwerke sind eine riesige Investition. In Karlsruhe und Mannheim wurden erst in den letzten Jahren neue gebaut, die gern noch 40 Jahre in Betrieb wären. Es ist ein Versagen der Politik, dass sie den Kohleaus- stieg nicht planbarer gestaltet. Auch die Kraftwerksbetreiber selber rufen nach klareren Rahmenbedingungen.

Energie vor Ort: Wie sieht es denn sonst im Strombereich aus?
Hier haben wir seit 2000 riesige Fortschritte und einen dynamischen Aus- stieg durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) erreicht. Deutsch- land verzeichnet eine hohe Quote von erneuerbaren Energien, 36 Prozent im Jahr 2017. Wenn wir nicht gleichzeitig den Atomausstieg, der auf- grund der Risiken richtig ist, zu bewältigen hätten, sähe die CO₂-Situ- ation schon jetzt deutlich besser aus. Vereinfacht gesagt: Erst ersetzen wir bis 2022 die Atomkraftwerke, dann kommen die Kohlekraftwerke dran.

Energie vor Ort: Allein 111 Millionen Tonnen CO₂ entstehen beim Verbraucher im Personenverkehr.
Der Verkehr ist unser Sorgenkind. Hier steigen die Emissionen sogar. Es gibt mehr Verkehr und schwerere Autos. Die Ersparnis, die die effiziente Technologie zur CO₂-Einsparung bringt, wird damit „aufgefressen“. Auch im Gebäude-Bereich geht die Reduktion zu langsam. Es ist mühsam, 82 Millionen Menschen zum Handeln zu bewegen. Staat und Kommunen müssen es den Menschen leicht machen mit Infrastruktur und klaren Rahmenbedingungen.

Energie vor Ort: Warum wollte man bislang keine Pflichten oder Abgaben für den Klimaschutz, aus Angst vor Wahlentscheidungen?
...

(Auszug aus dem Interview für die Zeitschrift "Energie vor Ort" Sommer 2018 der KliBA Heidelberg, Juni 2018)