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München: Au-Pair-Mädchen vermisst Familie in Nepal

Goma (20) vermisst ihre Familie, fühlt sich in Kaufering aber sehr wohl


München - Goma Thapa (20) kämpft mit den Tränen, als sie von ihrer Familie erzählt. Seit gut zwei Wochen arbeitet die hübsche Nepalesin als Au-Pair-Mädchen im bayerischen Kaufering.

Schlimm: ihre Eltern und die vier Geschwister musste sie in Gagalphedi zurücklassen - einem 4000-Einwohner Dorf, das vom schweren Erdbeben vor zwei Wochen fast vollständig zerstört wurde. Goma träumte davon, in Deutschland als Au-Pair zu arbeiten, später zu studieren und ihren Bachelor in Betriebswirtschaftslehre zu machen. Von einer besseren Zukunft.


Am 25. April sollte Goma ins Flugzeug nach München steigen, die Koffer waren fertig gepackt. Dann bebte die Erde minutenlang. Sie erinnert sich: „Wir rannten alle sofort nach draußen. Plötzlich stürzte das Haus ein, alles lag in Trümmern."

Mittendrin versagt ihre Stimme, Goma weint leise. „Nach diesem schrecklichen Erdbeben wollte ich nicht mehr fliegen, aber meine Mutter bestand darauf." Ihr Bruder zog Gomas Koffer aus den Trümmern. Die Eltern organisierten Roller, fuhren mit ihrer Tochter durchs zerstörte Erdbebengebiet bis zum Flughafen nach Kathmandu. „Am Straßenrand lagen Tote. Die Menschen haben alles verloren", erzählt sie.


Jetzt lebt die 20-Jährige bei Malaika Loher (40) und ihren beiden Töchtern Isabell (3) und Theresa (6) im beschaulichen Kaufering. Es ist das erste Mal, dass sie von ihrer Familie getrennt ist. Sie hat Heimweh und macht sich große Sorgen, vor kurzem gab es erneut ein Erdbeben.

Nur wenn sie mit den beiden Mädchen spielt, lacht sie. Ein offenes, ehrliches Lachen. Fast so, als hätte sie für einen Moment die Sorge um ihre Familie daheim in Nepal vergessen. Aber eben nur fast.
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