Die hohen Temperaturen machen Hunden bis Dachgeschoss-Bewohnern in Frankfurt zu schaffen.
Es beginnt morgens in der U-Bahn, kurz nach neun Uhr. Schon jetzt zeigt die Wetter-App auf dem Telefon 28 Grad Celsius. Die Klimaanlage läuft, die Fenster der U1 sind leicht gekippt. Trotzdem ist die Luft so heiß und stickig, dass das Atmen schwerfällt. Und es liegt nicht an der Maske. Die hohen Temperaturen am Morgen lassen erahnen, dass der Tag so einige Strapazen mit sich bringen wird.
Zwei Stunden später ist der Mainkai auf Höhe des Historischen Museums wie leergefegt. Die Sonne knallt auf den Asphalt und macht einen längeren Aufenthalt am nördlichen Mainufer beinahe unerträglich. Nur vereinzelt sind Fahrradfahrer zu sehen, joggende Menschen sind keine in Sicht.
Ein paar Meter weiter, am Frankfurter Dom, ist die 73-jährige Ursula Julkowski gerade auf dem Weg zu ihrem Yoga-Kurs. Jeden Montag läuft sie dafür vom Ostend aus in die Innenstadt. Noch sind es etwa 15 Minuten Fußweg, die vor ihr liegen. „Daheim bleiben", sagt sie auf die Frage, was sie normalerweise bei der Hitze tue. Für das Yoga mache sie eine Ausnahme: „Das macht so viel Spaß, dass mir das Wetter nichts ausmacht", sagt sie. Um sich abzukühlen, nimmt Julkowski, die sich auf zwei Krücken stützt, extra einen Umweg. „Ich versuche, im Schatten zu laufen, und nicht am Mainufer wie sonst." Wichtig bei dem Wetter sei vor allem eins: „Ruhig bleiben und ausatmen. Das lernt man beim Yoga", sagt sie lachend. Dann setzt sie ihren Weg fort.
Der Tag schreitet voran und auch die Temperaturen steigen. Um die Mittagszeit, etwa gegen 13 Uhr, knackt das Thermometer die 30-Grad-Marke. Unterdessen wartet ein Taxifahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, an der Galluswarte auf Kundschaft. Ihm mache die Hitze nichts aus, sagt er. Solange er nicht in der Sonne parke, sei alles nicht so dramatisch. Vor zwei Jahren, erinnert er sich, da sei es viel schlimmer gewesen.
Auch bei seinen Kunden merke er keinen Unterschied zu sonst. „Die meisten sind aus dem Bankenviertel. Das sind professionelle Leute, die sitzen sowieso den ganzen Tag in ihren klimatisierten Büros. Nur die älteren Fahrgäste, die leiden unter der Hitze", schildert er seine Erfahrungen. Ähnlich wie der Taxifahrer zeigen sich viele Frankfurter angesichts der hohen Temperaturen erstaunlich entspannt. Ein Obstverkäufer auf der Leipziger Straße zuckt nur mit den Schultern. „Ich hab kein Problem mit dem Wetter", sagt er. Achim Strauch, der den ganzen Tag in der prallen Sonne auf einer Baustelle an der S-Bahn-Station Galluswarte arbeitet, sagt: „Das ist normal bei uns. Im Winter ist es kalt, und im Sommer ist es warm."
Nicht ganz so gelassen sehen das Sarah und Ariel. Als Bewohner einer Dachgeschoss-Wohnung haben die beiden eher nicht das große Los gezogen. „Ich kann das nicht so gut ab", sagt die Studentin mit Blick auf das Wetter. Ihr Hund Willy würde ihr vermutlich zustimmen, wenn er könnte. Aber ihm bleibt nichts anderes übrig als zu hecheln. Das Einzige das helfe, sei nach draußen zu gehen, berichten die Hundebesitzer. Auch Emily, die auf der Leipziger Straße einkauft, findet das Wetter „sehr anstrengend". Ihr Tipp: etwas Kaltes trinken und wenn möglich an den See gehen.
Mittlerweile ist es kurz vor 14 Uhr. Am Brentanobad ist Schichtwechsel. Aufgrund der Corona-Regelungen müssen die Vormittagsbesucher um diese Zeit das Freibad verlassen. Zu den Glücklichen, die ein Onlineticket ergattern konnten, gehört auch die Ärztin Melly. „Wenn man Urlaub hat, gibt es nichts Besseres", sagt sie. Eine andere Freibadbesucherin, die nicht namentlich genannt werden möchte, fächert sich an der U-Bahn-Haltestelle mit einem pinken Fächer Luft zu. Gestern habe sie den Fehler gemacht, eine Fahrradtour zu machen. „Da wär ich mal besser zu Hause geblieben", sagt sie. Kurz nach dem Schwimmbadbesuch sei sie schon wieder am Schwitzen. „Deswegen: fächern, was das Zeug hält!"
Um 16 Uhr am Nachmittag erreichen die Temperaturen mit 33,7 Grad Celsius ihren heutigen Höchststand. Da hilft dann wirklich nur noch: daheim bleiben, Fenster zu und Rolladen runter. Den Tipp geben heute viele Frankfurter, die sich nur gezwungenermaßen aus dem Haus bewegt haben. Oder man sucht sich ein schattiges Plätzchen - zum Beispiel im Grüneburgpark. „Wir mögen die Ruhe hier", sagt Andreas Wrobel, der mit seiner Freundin unter einem Baum im Park entspannt. So kann man es natürlich auch machen. Ist wahrscheinlich schöner, als den ganzen Tag drinnen zu verbringen.