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Aktionswoche #HierWirdGeimpft: Bitten und Betteln reicht nicht

Heute startet mit #HierWirdGeimpft die Impfaktionswoche der Bundesregierung. Aber viel ausrichten wird ein gut gemeinter Hashtag nicht.

Jetzt aber schnell: Mit einer Impfaktionswoche will die Bundesregierung noch vor dem Herbst der Corona-Impfquote „einen weiteren Schub" verleihen. Sie richtete eine Website ein und ruft dazu auf, Impfaktionen, bei denen Ungeimpfte spontan ein Vakzin verabreicht bekommen, unter dem Hashtag #HierWirdGeimpft in den sozialen Netzwerken zu verbreiten.

Auch Angela Merkel persönlich meldet sich zu Wort: „Schützen Sie sich und andere und lassen Sie sich impfen", sagt die Kanzlerin in ihrem Video-Podcast. Beinahe erwartet man ein flehendes „Bitte, bitte!". Denn vor dem Hintergrund steigender Neuinfektionen und drohender Einschränkungen im Herbst wirkt der Aufruf etwas verzweifelt.

Dabei ist der Gedanke nicht schlecht: Wem die Fahrt zum Impfzentrum bislang zu aufwendig war, der nimmt vielleicht ein spontanes Angebot „to go" in Anspruch. Wenn jetzt zunehmend niedrigschwellige Impfaktionen in der Fußgängerzone oder der Straßenbahn gestartet werden, ist das gut. Schließlich zählt jede Impfung. Ob sie allerdings das Mittel zur Beendigung der Pandemie darstellen, ist mindestens fraglich. Denn Impfen ohne Termin - das gibt es vielerorts schon lange.

Trotzdem geht die Impfquote nicht steil nach oben, sondern stagniert bei etwas über 60 Prozent. Um der Pandemie ein Ende zu setzen, müssten es aber 90 Prozent sein, meint Virologe Christian Drosten. Auch Lock-Angebote wie „Lange Nächte des Impfens" mit Club-Atmosphäre oder Bratwürsten als Belohnung konnten die Impfbereitschaft nicht steigern.

Verunsicherung und Verweigerung sind Problem

Der Politik muss daher klar sein: Bitten und betteln wird nicht reichen. Nicht allein der Zugang zu Impfungen ist das Problem, sondern die Verunsicherung und zum Teil die Verweigerung. Um auch diejenigen zur Impfung zu bewegen, die bis jetzt noch nicht überzeugt werden konnten, bleibt der Politik daher nichts anderes übrig, als mehr Druck auszuüben.

Zum Beispiel durch flächendeckende 2G-Regelungen, die nur Geimpften und Genesenen Zutritt etwa zu Veranstaltungen oder Restaurants verschaffen, oder einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen.

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