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Hyperemesis gravidarum: Das ist mehr als nur Morgenübelkeit

Eigentlich wollte ich nie wieder schwanger werden. Meine erste Schwangerschaft war - wie soll ich es beschreiben, ohne dramatisch zu klingen - der Horror! Ich litt an Hyperemesis gravidarum (HG), der extremen Form der Schwangerschaftsübelkeit. Eine bis dahin nie gekannte Übelkeit ergriff mich. Sie war völlig anders als bei einem Kater oder einer Magengrippe. Die Übelkeit schien meinen Körper zu durchdringen, sie ließ nie von mir ab. Erst übergab ich mich einmal die Stunde, dann zweimal, schließlich im Minutentakt. So ging das wochenlang. Damals schwor ich meinen Freund: "Das nächste Kind adoptieren wir!"


Etwa 80 Prozent aller Schwangeren leiden an Übelkeit, vor allem im ersten Trimester, aber nur bei 0,5 bis 2 Prozent kommt es zur Hyperemesis, dem unstillbaren Erbrechen (Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Böer et al., 2011). Die berühmteste Leidensgenossin ist Kate Middleton. Die Herzogin von Cambridge litt in allen drei Schwangerschaften daran. Durch sie hat die Erkrankung mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, doch noch immer ist zu wenig darüber bekannt. Bislang weiß niemand genau, warum es zu dieser extremen Übelkeit kommt.


Über die Ursachen gibt es verschiedene Hypothesen. So könnten etwa Hormone dafür verantwortlich sein, infrage kommt Forschern zufolge aber auch eine Magenschleimhaut-Entzündung durch Helicobacter-Bakterien oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Nature Communications: Fejzo et al., 2018). Studien legen zudem genetische Gründe nahe: Frauen, deren Schwestern oder Mütter an HG litten, haben selbst ein dreifach erhöhtes Risiko dafür (Am J Obstet Gynecol: Zhang et al., 2011). Auch meine Schwester musste sich in ihrer Schwangerschaft täglich übergeben, aber so ausgeprägt wie bei mir war es längst nicht.


Forscherinnen der University of California wollen sogar bestimmte Gene ausfindig gemacht haben, die eine Hyperemesis beeinflussen oder verursachen können (Nature Communications: Fejzo et al., 2018). Noch steht die Forschung dazu am Anfang, doch irgendwann, so die Hoffnung, könnten Gentests womöglich dabei helfen, die Diagnose früher zu stellen und so schwere Verläufe zu verhindern. Denn weil generell so viele Schwangere unter Übelkeit und Erbrechen leiden, werden diejenigen mit einer Hyperemesis nicht immer frühzeitig erkannt


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